Gegen alle

von Jons-Karl Huysmans

Haffmans. 368 Seiten, 17,90 €

Ein Jahrtausendbuch, nicht nur für die Herren Wilde und Doherty.

Sein erstes Buch wurde verboten (weil „obszön“), aber wären spießige Sittenwächter kluge Menschen, hätten sie mal lieber dieses für alle Zeiten aus Regalen, Hirnen und dem Weltgedächtnis getilgt: „A Rebours“ (Peter-Doherty-Fans horchen auf), zu deutsch ehemals „Gegen den Strich“ (Tocotronic-Fans horchen auf), die „Bibel“ der Dekadenz, des romantisch-arroganten Weltekels. Narzißmus, Eskapismus; das je nachdem schlimmste, genialste, übelste, größte, schädlichste …jedenfalls eines der wichtigsten Bücher überhaupt-und eines mit gewaltigen Folgen, von Oscar Wilde(in dessen „Dorian Cray“ es die Titelgestalt „vergiftet“) bis eben hin zur Popmusik, die ohne Huysmans wahrscheinlich als Ganzes und generell nicht denkbar wäre. Dabei passiert eigentlich nicht viel, rein äußerlich betrachtet („Plot“:); aber die Wirkung auf empfindsame Gemüter ist ungeheuer. Das gilt übrigens auch für den Autor (nun sollte Peter Doherty aufhorchen): Der wurde hinterher von einer Sinnkrise geschüttelt, konvertierte zum Katholizismus und starb hochangesehen und -dekoriert-vor exakt 100 Jahren, falls jemand einen Grund braucht, sich dieses ausgezeichnet neu übersetzte und handwerklich geradezu blendend (weiße Seide! Titelprägung! Fadenheftung! dreifacher Goldschnitt! Lesebändchen!) gemachte, noch dazu wohlfeile Monstrum endlich vorzunehmen.>» www.huysmans.org