Gentle Giant – Interview

„Wie würdet ihr eure Musik bezeichnen?“ ist wohl eine den Gentle-Giant-Musikern oft gestellte Frage. Wie unliebsam den Gentle Giants diese Frage ist, zeigen ungefähr die Texte zu „Interview“. Ich werde darum nicht den Fehler begehen, diese Musik definieren zu wollen, klar ist mir nur dieses: Viermal hängen mir die vertrackten Melodien der Giants zum Hals heraus, beim fünften Mal pfeife ich sie auf dem Weg zu meiner Stammkneipe. Die im Grunde keineswegs komplizierten, nur sehr kompakten Songs dieses Quintetts stellen eine Einmaligkeit dar: Für Rockohren zu anspruchsvoll, für Jazzer wegen fehlender Jazzelemente nicht akzeptabel und für E-Musikfans nicht fein genug. Gentle Giant hängen also völlig in der Luft, zumal sie sich gegenüber früheren Alben wie „Octopus“ oder „The Power And The Glory“ noch weiter in die Esoterik verzogen haben. Gängige Songstrukturen sind weitgehend aufgelöst worden, als Vergleich könnte man unter Vorbehalt frühen Zappa oder noch besser Captain Beefheart in der Form von „Lick My Decals Off“ anführen. Die Frage ist, ob die Giants, die in jedem Stück gleich eine Armee von Ideen aufbieten, mit transparenterem Konzept nicht besser beraten wären. Ich weiß nämlich nicht, ob ich diese (musiktechnisch auf höchstem Niveau stehende) Platte empfehlen kann, denn – siehe oben – meistens nervt mich „Interview“ zu Tode, manchmal aber kann sie mich echt begeistern. Die Stern-Bewertung ist daher auf meine jeweilige Laune bezogen. 2-4