Gentleman – Another Intensity
Tilmann Otto ist ein Silberstreif am Horizont der Musikindustrie. Trotz Downloads und CD-Brennererei erhielt Journey To Jah (2002) Gold, der Nachfolger Confidence (2004) erreichte sogar Platin und stieg dazu von 0 auf 1 in die Charts ein. Deutschlands erfolgreichster Reggaemusiker ist inzwischen eine internationale Größe, das aktuelle Another Intensity wird in 16 Ländern veröffentlicht. Sein viertes Album wandelt auf vertrauten Pfaden. Mit belegter, kehliger Stimme singt Gentleman von Love, Jah, Evolution und den nötigen „Changes“. Getragen wird erdabei von den stets fließenden Schaukelrhythmen der Far East Band sowie seinem internationalen Netzwerk aus Produzenten und Musikern (darunter Ehefrau Tamika als Background-Sängerin). Im Unterschied zu früher teilt er sich das Mikro mit weniger Größen, nur Diana King, Jack Radics und der omnipräsente Sizzla wurden zu Duetten geladen. Der Kölner besitzt ein Händchen für eingängig poppige Melodien – das Radio wird seinen honigsüßen Reggae-Pop lieben. Doch angesichts der massiven Gewaltexplosion,die zur Zeit auf Jamaika tobt, und den zahllosen Religionskriegen auf dem Erdball wirken seine in Patois gehaltenen Songs ziemlich hilflos. Tilmann Ottos Musik und (sogar seine wütenden) Texte scheinen irgendwie zu lieb für eine Welt, die von starrsinnigen Religionsführern und verblendeten Gläubigen in die Krise getrieben wird. Seinen dezenten Zorn hüllter in melodischen Zuckerguss. Man fragt sich, ob das die angemessene Reaktion auf die Vorgänge besonders in der Dritten Welt ist, die Gentleman so gern bereist. Eines immerhin scheint er nicht verloren zu haben: seine Hoffnung auf bessere Zeiten.
www.journeytojah.com
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