Seit Afrobeat, Highlife und Ethio-Jazz in den Rang todschicker Teatime-Musiken für eine verwöhnte Indieklientel aufgestiegen sind, erscheinen alle paar Wochen Afro-Reissues und -Compilations mit wechselnden Schwerpunkten, angeführt von Nigeria, Mali, Benin und Senegal. Man kann auch sagen: Das sind die kollateralen Glücksfälle der Globalisierung. Sie funktionieren nach einem ähnlichen Strickmuster: Engagierter Angloamerikaner fördert Preziosen aus den Goldenen Jahren der afrikanischen Popmusik zutage, macht seine Entdeckungen zu einer Compilationreihe, wie Miles Cleret vom Soundway Label, der seit fast zehn Jahren in Ghana unterwegs ist.

Das Doppelalbum GHANA SPECIAL (33 Tracks, die ursprünglich zwischen 1968 und 1981 veröffentlicht wurden) ergänzt die Afrofunk-Klassiker GHANA SOUNDZ 1 + 2 um einen Batzen aufregender Fusionen, die auf dem Feld traditioneller Rhythmen und Gesänge beginnen und irgendwo im Jazzfunk und im Niemandsland zwischen Latin und Rock enden. Viele dieser Tracks tragen lokale oder regionale Handschriften in den Beats und Brass-Arrangements, der Einfluss Fela Kutis (aus dem nahe gelegenen Nigeria) ist hier und da in den härteren Funk-Tracks zu hören. Über die gut 140 Minuten dominieren aber die weicheren, fließenderen Melodien und die Federgewichts-Highlife-Beats, wie bei der African Brothers International Band und Honny & The Becs Band.

Viele dieser Aufnahmen erschienen nur in Kleinauflagen. Ghana stand im Gegensatz zu Nigeria nicht im Fokus der Schallplattenindustrie. So kann Miles Cleret seine Schatztruhe heute ganz unerschrocken als Weltneuheit verkaufen: „ultra-rare“, „previously unreleased“ bzw. „long-lost and unavailable“.

www.soundwayrecords.com