Gianna Nannini – Puzzle

Gleich vorneweg gesagt: Wer auf PUZZLE nach musikalischen Marksteinen wie „America“ oder „Primadonna“ sucht, wird wohl enttäuscht werden. Während Gianna Nannini durch ihre Stimmgewalt früher selbst mit konventionellem Rock aufhorchen ließ und dann auf ihrer LP LATIN LOVER zu einer gelungenen Balance zwischen ihrem emotionalen Organ und einfallsreich produziertem Elektro-Sound fand, sind große Teile ihrer neuen LP weder Fisch noch Fleisch.

Dabei gibt sich die italienische Rock-Lady selbst allergrößte Mühe; beim Song „Fotoromanza“ etwa röhrt sie wie ein weiblicher Adriano Celentano zum Mitgröhlen. Aber es fehlt schlagkräftiges Song-Material; zu oft plätschert die Musik nichtig dahin (wenn man mal vom lautstarken Heavy-Metal-Langeweiler „Se Vai Via“ absieht).

Pop statt Power, so lautete die Devise. Offensichtlich auch für Co-Produzent Conny Plank, der als Tüftler mit synthetischen Sounds auch schon mal eine glücklichere Hand hatte. Gianna Nannini scheint sich momentan mehr auf dem italienischen Liedermacher-Trip zu befinden; vom Rock-Ghetto ins ARD-Nachtprogramm.

Damit wir und nicht mißverstehen – PUZZLE ist keine wirklich schlechte Platte. Sie ist für Frau Nannini nur etwas zu durchschnittlich, was die vereinzelten Lichtblikke nicht zu ändern vermögen. Der hübsche New-Wave-Rocker „Kolossal“ und zwei, drei andere Songs auf einer Mini-LP – die würde vier Punkte verdienen.