Gianna Nannini


Schon der Einstieg in Gianna Nanninis Konzert geriet um zwei Nummern zu gigantisch und verhieß für den Verlauf des Abends eigentlich nichts Gutes. Nach einer nervenden halben Stunde MTV-Clips über mehrere Großleinwände (hoffentlich werden die Bandvideos nebst eingestreuter Werbung, fatalerweise als Special guest deklariert, in Zukunft etwaige Vorprogramme nicht ganz ersetzen), zelebrierten Ton- und Lichtregie einen bombastischen Einstieg, der Pink Floyd zur Ehre gereicht hätte.

In dieser Bühnen-Szenerie mit viel Nebel und gleißendem Gegenlicht, von futuristisch anmutenden, beweglichen Lichtarmen ausgespuckt, von fünf kreisrunden, beweglichen Projektionswänden optisch überfrachtet, ging Giannas Einstiegsgimmick (Rüdiger Braune trommelt das Intro zu „Hey Bionda“ auf den metallenen Brustpanzern, die sich die Nannini umgeschnallt hat) beinahe unter. Wie überhaupt die Technik und die visuellen Aspekte die künstlerischen und inhaltlichen Aussagen des Abends zu stark einengten. Viel schlimmer noch: Die Konzentration wurde ein ums andere Mal von Giannas Performance auf psychedelisch-bunte Bildfolgen auf den Video-Wänden gelenkt. Dabei könnte es die Sängerin mühelos allein mit ihrer Musik schaffen, das ihr ohnehin aus der Hand fressende Fanvolk schwindelig zu spielen.

Hatte man nach dem letzten Album MALAFEMMINA, das vor allem durch stilistische Geschlossenheit und homogenen Klang überzeugte, für die Tournee gehofft, Gianna habe nun endlich einmal eine Truppe auf der Bühne, mit der sie es schaffen könne, ein geschlossenes Mannschaftsbüd abzugeben, man wurde leider enttäuscht.

Der bruchstückhafte Charakter früherer Live-Shows blieb erhalten. Und Gianna, eine der emotionalsten Performerinnen überhaupt, mußte trotz ihrer Ausstrahlung gegen maschinen-beatähnliche Trommeln und aufdringliche Egotrips des Gitarristen ankämpfen. Die Band klingt – ein altes Problem der

Nannini – nicht wie aus einem Guß! Kaum eine Chance für sie, ihr Angebot eines Frauenbildes zwischen Radikalität und Zärtlichkeit voll auszuspielen. Genausowenig wie ihre sehr eigene, mediterrane Interpretation von Blues und Soul, die sich auf ihren letzten LPs bereits andeutete.

Highlights des Abends waren dann das ruhige „Profumo“, die schlichte Pianoballade „Donne In Amore“, das jazzigangehauchte Kurzzitat von „California“ im Ausklang von „America“ und als dritte Zugabe „Soldato Innamurato“, mit dem Gianna schon beim Hamburger Brecht/Weill-Abend glänzen konnte.