God of War lll :: Zerrissen, zerteilt, zerstampft

Zeus hat sich in einen Schwan verwandelt und Daphne verführt, auch Europa ist Zeus verfallen. Auch hier war er nicht als Göttervater unterwegs, sondern als Stier. Einfach mal auf die griechische Zwei-Euro-Münze schauen. Ist schon erstaunlich, dass viele EU-Bürger ein Indiz griechischer Sodomiekultur im Geldbeutel tragen. Auch „God of War“ funktioniert im Prinzip als eine Reduktion der Antike auf ihre Schweinereien: Das Spiel reduziert die griechische Hochkultur auf blutrünstige Kämpfe.

Es ist ein bisschen so, als würde man diese ruckeligen Stop-Motion-Filme der sechziger Jahre im Geschichtsunterricht zeigen. „Jason und die Argonauten“, jaja, so war das damals, im alten Griechenland. Ein Mann mit magischen Ketten, der die Ungetüme der griechischen Unterwelt im wörtlichen Sinne entzweit? „God of War III“ ist wie ein Porno der griechischen Mythologie, ein Gewaltporno. Selten wird in einem Spiel der Blutrausch fabenfroher zelebriert als hier. Das Töten und Blut wird zu einer Kunstform ernannt, und „God of War“ präsentiert sich kunstvoll abwechslungsreich. Es wird geschnitten, zerrissen, zerstampft, alles was die üble Phantasie zulässt. Das Angenehme: Es ist dabei kein blödes Spiel. Grafisch und spielerisch bewegten sich schon die Vorgänger auf höchstem Niveau. Es ist eine zwar eine dümmliche Formulierung, aber hier trifft sie sehr gut zu: Alles wirkt wie aus einem Guss. Die Kampfrunden (einfach zu erlernen) wechseln sich mit imposanten Zwischensequenzen ab. Etwas tumbe Ratsei, wie etwa der Einsatz einer gefesselten Frau, um einen Zahnradmechanismus zu blockieren, und winzige Ungereimtheiten im Levelaufbau nerven, rauben diesem Spiel jedoch nicht seine Anziehungskraft.

Die Liebe zum Detail, das Begehren, griechischen Nonsens als Wahrheit zu verkaufen und der starke Charakter Kratos machen aus diesem Spiel eine intensive 10-stündige Erfahrung. Nicht viele Spiele für Sonys Konsole haben so viel Charakter. Und tatsächlich auch narrativen Tiefgang. Es verhält sich ungefähr so wie mit „Jason und den Argonauten“ – der Film ist inhaltlich quatsch. Toll gemacht und unterhaltsam war er trotzdem.

ca. 70 Euro

www.godofwar.com