Gonjasufi :: MU.ZZ.LE

Warp/Rough Trade

Breakbeats, Psych-Folk-HipHop-Bricollagen und das Wimmern der armen Seelen – der seltsame Mr. Sumach hat ein starkes Mini-Album produziert.

Es gibt diese Fotos, auf denen Gonjasufi wie ein Heiland im Wintermantel abgelichtet ist, sein Haupt umgibt ein Heiligenschein aus Gold, die Hände sind zum Gebet gefaltet. Dann die Geschichten vom Yoga-Lehrer aus San Diego, der Jimi-Hendrix-Erscheinungen hat – das alles ist natürlich ein bisschen over the top. Aber man muss den Musiker, der eigentlich Sumach Valentine heißt und zum engsten Zirkel des aktuellen Abstract-HipHop-Papstes Flying Lotus zählt, auch gar nicht verstehen. Unter dem Logo Gonjasufi hat der Kalifornier Elemente aus Psych, Folk und HipHop zu einer Art Soul-Bricollage verbaut, die weltweit Beachtung gefunden hat. Und wenn das diesmal nur für die Dauer von 25 Minuten auf der Mini-LP M.U.ZZ.LE ist: Über verschwommenen Soundscapes und Gesangssamples aus den untersten Schubladen der Gebrauchsmusik, über dem Eiern der Keyboards und dem Dröhnen der Gitarren zieht Gonjasufi friedlich stoned seine Bahnen, bevor die Drums für ein paar Sekunden wild geprügelt werden, als hätte man sie einem Dreijährigen hingestellt. Dann verleiht eine Frauenstimme im Off dem Mix eine seltsame Note: Ist das Ekstase oder pure Angst? Das ist vielleicht die Kunst des Gonjasufi, er bewegt sich auf dem schmalen Grat der Irritation mit der Souveränität eines mit allen Wassern der Pop-Historie gewaschenen Illusionskünstlers. Hin und wieder erinnert seine Musik an Serge Gainsbourgs reduzierten Intimpop auf Melody Nelson; nur, dass der Autor und Sänger dieser Zeilen die Welt aus der Perspektive einer Mülltonne beschreibt. Das außergewöhnlichste Stück Musik auf diesem dunklen, kleinen Album ist die zweieinhalbminütige Gospelnummer „Skin“, die wie ein langer Windstoß übers Land zieht. Draußen hört man schwere Breakbeats, drinnen das Wimmern der armen Seelen.

Key Tracks: „Feedin‘ Birds“, „Nikels And Dimes“, „Skin“

Gotye

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