Grant-Lee Phillips – Little Moon

Als war‘ die Zeit 1995 stehengeblieben: Ehrliche-Haut-Rock, reduzierte Songwriterware, getragene Folksongs. In Axel Hackes kleinem „Handbuch des Verhörens“, das mir jüngst in die Hände fiel, kann man sich sattlesen an falsch verstandenen Songtexten und anderen grandiosen Missverständnissen. Das Verhören, argumentiert der Autor, sei ja nur eine Antwort auf die Unverständlichkeit der Welt. In diesem Sinne möchte ich Herrn Hacke auch auf den fünften Song von Grant-Lee Phillips‘ neuem Album hinweisen; bei „Seal It With A Kiss“ versteheich immer nur „Soda Kiss“. Wahrscheinlich gefiele dem Ex-Singer/Songwriter von Grant Lee Butfalo diese kleine Wendung ins Sprudelige, schließlich hat er LITTLF. MOON ganz unbefangen aufgenommen, wie er sagt, und jetzt machen wir ganz unbefangen daraus, was wir wollen. Es gibt drei Arten von Liedern hier, alle sind in einer Zeit stehen geblieben, in der Phillips noch in seiner Band agierte: Ehrliche-Haut-Rock vor Springsteen-Panorama, reduzierte Songwriterware, getragene Folksongs an Piano und Violine, die nach hinten raus dominieren. Ich weiß nicht, wie ich dieses Album vor 15 Jahren bewertet hätte. Das spielt aber nur für diejenigen eine Rolle, die sich in der Americana-Zeitmaschine im Tiefflug auf die 90er befinden und sich weigern, auszusteigen. Alle anderen sind mit meiner Wertung einverstanden.