Groupie von Jenny Fabian & Johnny Byrne

„Schlüsselromane“ sind kitzlige Gratwanderungen zwischen dem Anspruch, reale Personen und Geschehnisse zu demaskieren, und der Notwendigkeil, sie soweit zu verschleiern, daß nicht gleich am Erscheinungstag die Anwälte anrücken. Hinzu kommt die Gefahr, daß die, um die es geht, bald niemanden mehr groß interessieren -was vor allem dann ein Problem ist, wenn die Authentizität auf Kosten der literarischen Qualität geht. In diesem und jenem Sinne ist Jenny Fabians 1969 erstmals erschienener „Roman“ ein zwiespältiges Vergnügen: Die Maskerade ist teilweise sehr durchsichtig (Pink Floyd heißen „Satin Odyssey“), was im Falle obskurerer Bands die Identifikation zumindest erleichtert. Diese Bands und Stars lund ihre Sexund Drogen-Eskapadenl sind aber heute nur noch für Pop-History-Nerds wirklich interessant. Der sprachliche Anspruch wiederum ist eher mäßig und reicht kaum über das Niveau eines kompetent redigierten Tagebuchs (und der Hauptwerke des Groupie-Genres von Pamela Des Barres) hinaus. Andererseits erleichtert das das Lesen, und wahrend man schmunzelnd die naive Aneinanderreihung von Freuden, Exzessen. Hoffnungen und Verzweiflungen verfolgt, entfaltet sich langsam, aber unwiderstehlich die wahre Qualität des Buchs, die mit der Zeit eher gewachsen ist: als Dokument einer ausgestorbenen Denk- und Lebensweise.