Guz – Starquick
Olifr M. Guz turnt einerseits als Sänger und Gitarrist der Aeronauten – in der Art der klassischen Hamburger Schule herum, zum Beispiel als Supportact der letzten Tocotronic-Tournee. Andererseits sitzt Guz in einem abgewichsten Imbiß namens „Starquick“ im beschaulichen Schweizer Örtchen Schaffhausen und denkt über verschrobene Menschen und die Musik nach, die er „ohne die Auseinandersetzung mit anderen Musikern“ machen kann. Schon beim grandiosen Postrock-Opener „Thadenstraße“ klingt statt Schaffhausen die große weite Popwelt Marke Stereolab oder Trans Am durch. Und die bleibt das gesamte Album lang präsent. Doch die instrumentale Atempause ist bloß Ouvertüre: „Die Geschichte der Welt, Teil 1“ nimmt sich intellektuell schon wieder recht wichtig. Nach dem Vorbild eines der Standard-Lehrbücher für Allgemeine Psychologie beschreibt Guz die Macken der Menschheit aus der Sicht eines Außerirdischen und wedelt dabei mächtig mit dem Zeigefinger. Der gradlinige Powerblues-Gitarren kracher „Pump es auf jetzt“ ist musikalisches Kontrastprogramm, den Text hat Guz aber zum Großteil aus den abschreckend hölzernen Beispielen in Wolf Schneiders „Deutsch für Profis“ zusammengebastelt. Daß sich Vokabeln wie „privatistische Harmoniesucht“ oder „situatives Lebensproblem“ wie Zitate aus dem Werk der Hamburger Schulkameraden anhören, dürfte dabei ein willkommener Nebeneffekt sein. Daß Guz in dem apokalyptischen Liebeslied „Wir leben alle in einem schwarzen Unterseeboot“ das fröhlich psychedelische „Yellow Submarine“ der Beatles depressiv einfärbt, ist nicht repräsentativ für die Seelenverfassung auf diesem Werk. STARQUICK klingt nämlich meistens wie die gelungene Mischung aus dem Soundtrack zur zweiten Staffel von „Raumpatrouille“ und dem typisch neudeutschen Gitarrenrock, also alles in allem ziemlich erfreulich.