Hans Pfitzinger :: The Doors: Tanz im Feuer

Jim Morrison im Schnelldurchlauf - zu gerafft und zu oberflächlich.

Zu einem runden Todestag, diesmal ist es der 30., ein Buch über Jim Morrison veröffentlichen? Das ist mal eine Idee, die noch keiner hatte. Zumal es ja kaum Druckwerke über die Doors und ihren charismatischen Sänger gibt. Aber lassen wir die Häme für einen Moment. Immerhin attestiert der Journalist, Übersetzer und Liederpfleger (?) Hans Pfitzinger (Jahrgang’45) seinem Büchlein „eine andere Perspektive“, eine sozusagen europäische Sicht auf die Kultkapelle. Außerdem, sagt er weiter, gehe es ihm „nicht um die Doors allein, sondern um eine bestimmte Haltung zu politischen und gesellschaftlichen Fragen“. Mal sehen, wie das klappt soll auf etwas über 200 Seiten in Kleinformat und Großdruck. Um es kurz zu machen: gar nicht. Denn der Autor betet hauptsächlich die Karriere von Morrison und Co. nach, referiert altbekannte Anekdoten, wenn auch kompakt und kompetent. Das ist allerdings schon alles. Was er sich – siehe oben – sonst so vorgenommen hat, findet gar nicht oder allenfalls als vereinzelt eingestreuter Zierrat statt. Endgültig zum Ärgernis wird die Lektüre Pfitzingers holpriger Sprache wegen („Die Doors gingen auf volles Risiko, und wer Drahtseilakte mochte, jubelte ihnen zu“), der Aneinanderreihung von Banalitäten („Für jede Rockband ist das dritte Album das schwerste“) und einiger übler Patzer. So heißt etwa der Song über den Mord an vier Studenten der Kent State University bei Pfitzinger „Four Dead In Ohio“ und stammt von Stephen Stills. Tatsächlich lautet der Titel „Ohio“, und geschrieben hat das Lied Neil Young. Dazu hat’s noch ein paar wenige (was ein Glück!), sinnfreie Fotos: Ein Zitat von John Densmore wird zum Beispiel mit vom Bildschirm abfotografierten RTL-Titten illustriert. „Weil noch nie jemand darüber geschrieben hat, wie Musik als Politik funktioniert, habe ich es eben versucht.“ Das sagt der Autor. Ehrenwerter Versuch, lausiges Ergebnis. Das sagen wir. -» www.lotsch.da