Hard rock/Heavy metal

Auf sie ist immer wieder Verlaß: Die goldenen Sargnägel waren zwar schon geschmiedet und lagen bereit, doch konnten Lemmy und seine Herzbuben ihren Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen. Zu viert, als renoviertes Quartett, präsentieren sich Motörhead auf ihrer neuesten Maxi (BROX 185) mit zwei frischen Songs, „Killed By Death“ und „Under The Knife“. Geschickt spannt sich der musikalische Bogen von den wüsten Phon-Orgien der Frühzeit zu den eher geschmeidigen Weisen, die heute ihren Stil prägen. (4)

Ein lärmender Rückblick in eigener Sache, auf vier Seiten gleichmäßig verteilt, ist die Doppel-LP NO RE-MORSE (Ariola 823 301-1), auf der sich sämtliche Motörhead-Klassiker, von „Ace Of Spades“ über „Bomber“ bis hin zu „Overkill“. finden. Evergreens in Metal-Moll? Mitnichten, vielmehr ein Beweis, wie weit der Welt kleinste Heavy-Band ihrer Zeit voraus war. (5)

Illustre Gesellen, die sich da versammelt haben Chequered Past, eine neue Band, die für die Zukunft einiges verspricht. Ex-Detective-Sänger Michael des Barres und Ex-Sex-Pistols Steve Jones an der Rhythmus-/Lead-Gitarre und drei weitere Mitstreiter proben erstmals den Aufstand.

Noch aber schwankt man unentschieden zwischen simplen Rock-Mustern und stilistisch ausgetretenen Pfaden zu oft hin und her und nimmt der gleichnamigen Debüt-LP (EMI ST 17123/lmport) dadurch viel von ihrem Biß. (3)

Amerikas Newcomer haben Geschmack. Nach Quiet Riot sind Icon (EMI 1 A 064 2401481) die nächsten Anwärter auf eine sichere Medaille im Metal-Pop. Straffe Melodien, die ins Ohr gehen, sowie adrette Songs sind der Treibstoff, mit dem die fünf Hardrocker schon bald die Charts bereichern dürften. (4)

Traurig, aber wahr – diese Schweizer Blüten sind längst welk und trocken. Geradezu bieder, brav und gelegentlich servil mutet der klägliche Versuch von Krokus an, auf den Mainstream-Spuren eines Bryan Adams oder Rick Springfield und mit penetrantem AC/OC-Touch musikalisches Neuland zu betreten. Ihr THE BLITZ (Ariola 206 494) entpuppt sich als fauler Zauber: ausgetretene Kommerz-Arien ohne erkennbares Profil. (1)

„Soft wind blowing“ tönt es, akustisch untermalt, von Sammy Hagars aktueller Scheibe VOA (CBS 26 054). Sammy der Softie weiß eben, wie man aus Allerwelts-Ideen und rockigen Zutaten einen lauwarmen Aufguß alter Standards bereitet. (2)

Auch Berlin hat seine Rock-Band. Wo sonst vorwiegend Neutöner und musikalische Wellenreiter ihr Unwesen treiben, blicken Sado bewußt über die hohe Mauer, SHOUT (SPV 08.1667), ihre Vinyl-Premiere als Band, kommt mit Temperament und Finesse, zielstrebig und elegant zugleich. Sados Hardrock erweist sich jetzt schon als Bereicherung der heimischen Szene. Anspieltip: „American Hero“, die Perle unter durchweg guten Songs. (4)

Sie führen sich auf wie die Vandalen, jedes Mittel ist ihnen recht. Nur auf Platte bleiben W.A.S.P., die „F…“-Experten aus Kalifornien, vieles schuldig. I WANNA BE SO-MEBODY (EMI 1 A 064 240195-1) heißt ihr Erstling. Das stimmt. Denn außer lauten Gesten haben sie reichlich wenig zu bieten, was ihre vermeintliche Klasse erhärten könnte. (3)

„Sister Silicon“ nannte man sie zu Plasmatics-Zeiten, „Wreck ’n‘ Roll“ war ihr Stil. Doch Wendy O. Williams, die Frau mit den gelitteten B…, hat sich inzwischen gebessert. Ihr Solo-Projekt mit dem Titel WOW (MFN; Wishbone/SPV 08.1985) verrät die Handschrift von Könnern. Gene Simmons, der Kiss-Dirigent, hat ihr als Produzent und Autor alle neun Songs auf den Leib geschrieben. Hitverdächtig: „Opus In Cm 7 „. (4)

Auf das gräßliche Cover hätten die amerikanischen Wild Dogs gut und gerne verzichten können. Ihr zweiter Versuch MAN’S BEST FRIEND (Shrapnel 1012; Wishbone) besteht auch so den Tauglichkeits-Test. Heavy Metal ä la Judas Priest und stramme Gitarren-Passagen ergänzen sich zu einer Mixtur, die sich hören lassen kann. (4)