Hard Rock/Heavy Metal

Land in Sicht! Nach Wochen und Monaten des Darbens, in denen zumeist überflüssige Schwermetall-Produkte den Markt (und diese Rubrik) verstopft haben, lichten sich endlich die Reihen. Die Speed-, Black-, Crash- und Nonsense-Metal-Fraktion hat ihr ohnehin nasses Pulver restlos verschossen und mußte weichen. Stattdessen dominieren nun wieder Melodie und Rhythmus, Ideen und ein respektables Niveau; auch wenn bei einigen der Tatendrang oft immer noch größer scheint als das Talent.

Die kanadischen White Woli, Vertreter des straighten anglo-amerikanischen Heavy Rocks auf melodiöser Power-Basis, eröffnen den monatlichen Reigen mit STANDING ALONE (RCA PL 70559). Dies Album hat alle Chancen, den Yankees auch in deren Charts Paroli zu bieten. Grund: die musikalische Substanz, die deutlich über dem (trübseligen) Durchschnitt liegt.

Fast jeden der acht Songs kostet das wendige Quintett bis zur süßen Neige aus. Sweet Harmonies und muskulöse Passagen reihen sich einträchtig aneinander. Der Drummer bolzt auf seinen Tom Toms und Bass-Drums; fette, bisweilen spacfge Gitarren kommen aus dem Offund dazwischen schmuggeln sich hier und da elegante Keyboards. Höhepunkt: der Anti-Kriegs-Song „What The War Will Bring“.(4)

Attraktiv und preiswert -Madam X macht’s möglich. Der gemischte Hardrock-Vierer aus L A, zwei Männer und die beiden Petrucci-Schwestern, gebärdet sich wild und outrageous, doch leider nur auf dem Cover ihrer LP WE RESERVE THE RIGHT. (CBS BFZ 39885/IMS). So süß und vamphaft sich Sängerin/ Gitarristin Maxine P. und Drummer Roxy P. auch geben, so nett und harmlos ist ihr musikalisches Angebot. Einförmige Riffs, denen der einprägsame Biß fehlt; durchsichtige Rhythmen ohne Überraschung. Der Versuch, in Lita Fords Fußstapfen zu treten, bleibt jedenfalls im Ansatz stecken. Unterm Strich: preiswerte Schonkost.(2)

Die Warnung hätte man sich sparen können: III. WARNING (RCA PL 70564), das dritte Opus der skandinavischen Rauhbeine OZ, ist bei weitem nicht so gefährlich und aufregend, wie man es nach den ersten beiden Alben erwarten durfte. Stampfender Unisono-Beat, wie man ihn aus Stahl-Walzwerken kennt, ungestüm dreist, doch ohne große Spannung, und dazu ein Sänger, der an Staublunge leidet. Nur der als Lead-Instrument eingesetzte Baß von Jack C.BIade kann in den meisten der acht Songs überzeugen .(3)

Wolfgang Amadpus Malmsteen? Seit langem schon überschlagen sich die amerikanischen Kritiker, wenn es um das „göttliche“ Gitarrenspiel des jungen Schweden Yngwie Malmsteen geht. Der Ex-Steeler, Ex-Alcatrazz-Gitarrero wird als Held gefeiert und nicht selten mit Lorbeeren wie „Yngwie Malmsteen is God“-bedacht. Atemberaubend, mit welcher Technik, Souveränität und Fingerfertigkeit er Paganini-, Bach-, Beethoven- und Mozart-Zitate und Rock-Elemente auf RISING FORCE(DGG 825 324-1) zu wahren Gitarren-Symphonien in Dur und Moll verbindet. Auch wenn die Instrumental-Orgien, sei’s „Icarus Dream Suite“ oder „Black Star“ oft noch zu nazistisch klingen, beweist der Exil-Schwede doch, daß aus ihm einmal ein ganz Großer werden kann! Ohne Wertung Stichwort; Außenseiter -Uli Jon Roth & Electric Sun mit BEYOND THE ASTRAL SKIES (EMI 240 2691); „Metaphysischer Quark“, „Hendrix-Clone“ bis hin zum fast schon obligatorischen „Schwamm drüber und schnell vergessen“nur wenige namhafte Gitarristen ziehen, zudem noch in ihrer eigenen Heimat, den Zorn der Kritik so sehr auf sich wie der Ex-Scorpions-Axeman, der deshalb auch vor Jahren seine Zelte in England aufgeschlagen hat. Dort schätzt man seine „Künste“. Und das trotz (oder vielleicht wegen) seines dauernden Hendrix‘ Traumas und seiner mystischen Nirvana-Lyrics, die auch auf dem neuen Album nicht fehlen. Erst kürzlich feierte Hardrock-Chefideologe Malcolm Dome seinen insgesamt dritten Versuch auf eigene Rechnung mit dem Prädikat: „Kick-astral-Rock’nRoll“. Die Facts: Uli Roth versteht es glänzend, sich zwischen alle stilistischen Stühle zu setzen.* Zwischen Rock’n’Roll und kurzen, unverkennbaren Hendrix-a-go-go-Anleihen auf der einen, und Jazz-Licks sowie meditativen Sequenzen! und Chorälen ä la Opera auf der anderen Seite, vollführt der naive Sympathico einen musikalischen; Balance-Akt, der alles in allem Ein-i druck macht. (4)