Hard Rock/Heavy Metal

Anfangs noch jung, schön, laut und rotzfrech, später dann sichtlich gealtert. Inzwischen nagen bereits die neuen, wilden Metaller am Denkmal. Die Erfahrung haben Black Sabbath, von Spöttern auch Black Purple genannt, schon vor einiger Zeit gemacht und sich dennoch zu BORN AGAIN (Phonogram 814 271-1) wieder herausfordern lassen. Doch die Wiedergeburt mit Ian Gillan als Stimme gibt Rätsel auf: Hier purplehafter Gesang, dahinter sabbath-mäßiger Overkill – eine Verbindung mit Lücken. Noch. (3)

Sie singen von „Makin‘ music, makin‘ rock ’n‘ roll“ und vergessen dabei nur, daß man dazu richtige Temperamente und entsprechende Portionen straffer, lebendiger Rhythmen braucht. Gemeint sind Diamond Head und CANTERBURY (Ariola 205 741), ihre dritte LP, auf der vieles umständlich, hausbacken, überarrangiert und ohne sonderliche Wirkung bleibt. (2)

An den altmodischen Netzstrümpfen kann man sie erkennen. Mötley Crüe, der Schminktopf aus den USA, der mit SHOUT AT THE DEVIL (WEA 96-0289-1) voll ins Schwarze trifft. Eine Kreuzung zwischen „hard-ass rock ’n‘ roll“ und Schwermetall im Grenzbereich ist das gelungene Resultat. (4)

Cutty Sark, ein neues Quartett aus Bonn, machen auf HARD ROCK POWER (erhältlich bei: Gelhausen, Goetheallee 36, 53 Bonn 3), der ersten selbstproduzierten EP, einen vielversprechenden Anfang in Richtung Power-Rock (3).

Importe auf dem Prüfstand: Bis in den roten Bereich der Spannung schlägt die Nadel bei Fists aktueller LP IN THE RED (A&M SP 9089/IMS = International Music Service) nur selten aus. Bieder, brav, wenig Bewegung, schmalspurige Melodie-Kost mit speed-limit, die den Kanadiern hier verordnet wurde. (2)

Eine andere, etwas griffigere kanadische Band, Hellx aus Toronto, mit NO REST FOR THE WICKED (Capito! ST 12281 /ASD -Auslandssonderdienst EMI), lassen sich zwar auf die eingängige, stilistisch an April Wine erinnernde. Power/Mainstream-Schiene ziehen, ohne jedoch gleich an Fahrt zu verlieren. (3) Lange hats gedauert, ehe Nippons vielgelobter und hochkarätiger Hardrock/HM-Export Loudness auch in hiesigen Breiten (zu erschwinglichen Preisen) erhältlich wurde. Nun ist der asiatische Vierer gleich dreimal vertreten. Zum einen mit BIRTHDAY EVE (megaton 0001/Wishbone. Kemnaderstr. 251, 463 Bochum) von ’81, einem Album, das neben netten Überraschungen vorbildliche Breaks, rhythmische Feinneiten und einen jederzeit dichten ,’jound bringt. Auch DEVIL SOLDIER (megaton 0002/Wishbone) von ’82 und THE LAW OF DEVIL’S LAND (megaton 0003/ Wishbone) von ’83 sind ernste Warnungen an die Großen: eine spritzige, technisch überzeugende Herausforderung – in abwechslungsreiche Songs verpackt. Alle: (5)

Daneben zeigt Supergitarrist Akira Takasaki auf TUSK OF JAGUAR (megaton 0004/Wishbone), seiner Solo-LP von 82, sein ganzes Können, wobei er Jazz-Einflüsse und harten Rock beeindruckend miteinander verknüpft. (5)

So fernöstlich der Name Takashi auch klingt, die Herren, fünf an der Zahl, sind waschechte New Yorker, die sich im Hauptfach „Metall“ versuchen. KAMIKAZE KILLERS (Mongol Horde Rec. Wishbone), die 4-Track-Debüt-EP, ist trotz einiger Ansätze von den Ideen her kaum zündend, eher lau und an vielen Stellen zähflüssig. (2) Von Tank, den Filthy Pounds of hades aus England, kommt der deplazierte Schlachtruf, THIS MEANS WAR (Music For Nations MFN 3-Wishbone; IMS/Roadrunner RR 9907-Boots). Ein Album, das eher den Titel: „Heavy-Rock auf amerikanisch, rund und angenehm fürs Ohr“ tragen müßte. Denn so weit hat sich die Band plus neuem Ex-White Spirit-Gitarristen Mick Tucker bereits von Anfang entfernt. Trotzdem (3)

Es lohnt sich einfach nicht, mit dem Teufel zu spielen, das sollten Witchtynde wissen. Außer Black Magic in den Texten bietet CLOAK AND DAGGER (Expulsion EXIT 5-Wishbone; IMS/PR 9906-Boots) auch deftige Stimmungen, diverse Baßläufe und ansprechende Gitarren-Arbeit. (3)

So viel steht fest: Virgin Steeles Musik hat Rost angesetzt. GUARDIANS OF THE FLAME (Music For Nations MFN 5-Wishbone: IMS/RR 9899-Boots), das zweite Werk, ist überraschend harmlos, vordergründig weich gefiltert, ohne daß – wie noch zuletzt im hymnischen CHIL-DREN OF THE STORM jemand unerwartete Einfälle zaubert. (2)