Hard Rock/Heavy Metal

Voilà, die ersten Vorboten eines eher unbeschwerten Rockfrühlings sind eingetroffen. Saaters aus Kanada wagen sich auf ihrer zweiten LP RACING TIME (Ariola 205 250-320) nicht gerade in musikalisches Neuland vor; dafür sind alle zehn Songs im Ansatz schon zu durchsichtig, lehnt man sich unverkennbar an platinträchtige Mega-Bands wie Loverboy oder Survivor an. Geschmackvoll griffige Melodien, stets mit einem gewissen, lupenreinen Charts-Appeal versehen, unkomplizierter Mainstream-Rock.

„Mistreatin‘ Heart“ (als Single bereits ein Hit), „Road To Morrocco“ und „Winter Freeze“ kommen mit herzhaften, kurzen schneidigen Gitarren-Riffs, einschmeichelndem Gesang und cremigen Key board-Schwingungen, die in sorgsamen Dosierungen den harmonisch perfekten Sound mittragen.

Vom hohen Norden in den amerikanischen Westen, zu Night Ranger, deren Einstand DAWN PATROL (Bellaphon 260 16 026) nach ähnlich gefälligem Muster gestrickt ist. Mit einem kleinen Unterschied allerdings: Die Band wirkt einfach einen Zahn schärfer, speediger und die Stücke zugleich ausgereifter. Zugegeben, auch hier kann ich nur selten taufrische Ansätze entdecken. Stellenweise jedoch wiegt der entschlossene, hardrockige Einsatz beider Gitarren, so in „Don’t Teil Me You Love Me“ oder „At Night She Sleeps“, den fehlenden Biß, den gleichförmigen Rhythmus auf.

Erst Ozzy – und nun Black Sabbath mit einem Live-Doppelalbum LIVE EVIL (Phonogram 6650 009), auf dem sich, ebenfalls in den Staaten eingespielt, sechs Stücke („N.I.B“, „War Pigs“, „Paranoid“ etc.) aus gemeinsamen Tagen finden. Daß außerdem akuteller Stoff aus der Ronme Dio (der die Band bereits wieder verlassen hat)-Phase geboten wird, mindert nicht den Reiz des direkten Vergleichs. Einige Leckerbissen besten Schwermetalls, die – von Iommis Gitarre und Butlers Baß geschickt in kompakte Formen gebracht – überdurchschnittlich ausgefallen sind. Anders dagegen die Aufbereitung alten Materials, wo man sich einfach zu eng ans Original hält. Gitarrist Gülis und Drummer Aldndge auf Ozzys Seite sind damit zuvor anders, unbekümmerter, eigenwillig und spritziger verfahren. Vor die Wahl gestellt, lautet das Urteil: Ozzy, Sieger nach Punkten.

Nach den „Aperitifs“ ein kräftiger Schluck aus der Import-Flasche. Reading, alljährlich Austragungsort des „Jazz/Blues/Rock-Festvals“, hat sich in letzter Zeit zu eineim regelrechten Hard’n’Heavy-Schlachtfeld entwikkelt Wobei die Live-Mitschnitte von ’82, auf Reading Rock, Vol 1 (Mean Records/MNLP 82), belegen, daß viele Acts (Marilhon, Spider und Grand Prix) leider nur zweite Wahl sind. Bis auf Hardrock-Kristalle wie MSG. Budgie und die vielversprechenden Newcomer Terraplane fehlt die gesamte Prominenz (Iron Maiden, Tygers oder Blackfoot). Man wäre besser beraten gewesen, insgesamt nur überzeugende Bands für diese Doppel-LP auszuwählen. So dürfte unterm Strich allein der dokumentarische Wert von Interesse sein.

Auffallen um jeden Preis, und sei’s durch einen vollkommen abgeschmackten Namen wie Holocaust, scheint die Devise dieser Band (die sich mittlerweile in Hologram umbenannt hat) gewesen zu sein. Musikalisch weit weniger anstößig, teilweise sogar beeindruckend, wie die Band auf den ersten EPs, „Heavy Metal Mama“ (Phoenix Record & Filmworks’12“ PSP 1), „Smokin 1 Valves“ (12″ PSP 2) und der LP THE NIGHT-COMERS (PSP-LP 1) noch zwischen verschiedenen Metallsprten schwankend, auf „Coming Through“ (12″ PSP 4) zu einem differenzierten Hardrockstil findet.