Harte Kerle

Not for ladies only: Wir alle lieben die letzten echten Machos – hier einige im Porträt.

Sich überbietende Synonyme wie Weichei, Warmduscher oder Frauenversteher machten in den letzten Jahren klar: Der verständnisvolle, schwache Mann ist out. Harte Kerle sind en vogue, sind interessant, sind stark! Und solche Typen können, wie man weiß, durchaus auch sehr liebenswert sein, auf ihre Weise. Das zeigt jedenfalls Frank Schäfer, der sich einigen dieser Kandidaten literarisch genähert hat. Ob Woody Guthrie oder Johnny Cash, Charles Bukowski oder Spider-Man – jeder Typ ist/hat etwas ganz Besonderes, verdient trotz gewisser Ambivalenzen, Widersprüchlichkeiten und jeder Menge Ecken und Kanten Bewunderung. In sehr kurzen, teils nur zweiseitigen Essays demonstriert Schäfer, dass unsere Welt, unsere Kultur ohne diese harten Kerle ärmer wäre. So findet auch einer wie Neil Young, trotz gesinnungstechnischer Anbiederungen und politischer Verirrungen (pro Ronald Reagan), die Schäfer ihm vorhält, respektvolle Milde: Youngs vom 11. September inspirierte „grützdumme Agitprop-Poesie wird ja wunderbar konterkariert und beinahe schon desavouiert durch das sattsam bekannte und doch immer wieder faszinierende vierschrötige, ruppig-rurale Gitarrenspiel. Übervorsichtig tastet er sich an die passenden Töne heran, zaghaft, schüchtern, schnuppernd, weil er seiner Sache hier nämlich keinesfalls so sicher sein kann, weil er immer auch mal fulminant danebenhaut, die Blue-Note-Lizenz bis zum Gehtnichtmehr überstrapaziert. Ließe sich Neil Youngs Gitarrenspiel besser beschreiben? Wegen solcher Zeilen lohnt es sich, Frank Schäfers kurzweiliges, pointiertes Büchlein immer in Bus oder U-Bahn dabeizuhaben und mal eben schnell für zehn Minuten in harte Kerle und ihre Welt einzutauchen.

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