Hawkwind: Sonic Assassins

„Bei Hawkwind wegen Drogenmissbrauchs gefeuert zu werden, war ungefähr genauso absurd wie den Zugang zum Empire State Building verwehrt zu bekommen, weil man als Fan extremer Höhen gilt“, erinnerte sich der 1975 entlassene Bassist Lemmy Kilmister kürzlich in seiner amüsanten Autobiografie“.White Line Fever“. Wer eine rock’n’rollige Auflistung von Skandalen, Drogen-Eskapaden und Sex-Schmankerln erwartet, wird hingegen hier nur bedingt fündig. Stattdessen bekommt der Leser eine gut recherchierte, alle Episoden von mehreren Standpunkten aus beleuchtende und deshalb sehr ausgewogene Biografie eines der faszinierendsten, chaotischsten und merkwürdigsten Phänomene des 70er-Rock präsentiert. Lobenswert ist, dass der Autor nicht davor zurückschreckt. Widersprüche aufzuzeigen und Stellung zu beziehen. Dabei ist es ihm egal, ob die unterschiedlichen Versionen der Vergangenheit von Dave Brock & Co. den nicht gerade mickrig geratenen Egos der Bandmitglieder entspringen oder von der ungeheuren Menge konsumierter Halluzinogene herrühren. Abrahams hat mit den Protagonisten aktuelle Gespräche geführt und jede Menge Archivmaterial herangezogen; so zeichnet er ein komplettes, dennoch übersichtliches und interessantes Bild einer Gruppe, deren Einfluss auf die Musikhistorie weithin unterschätzt wird (man lese nach, was Kumpels und Fans wie Jello Biafra. Jarvis Cocker und der für ein paar Monate Anfang der 80er am Schlagzeug der „Psychedelic Warlords “ sitzende, nicht in Freundschaft geschiedene Ginger Baker über die Musik der Space-Rocker zu sagen haben).