Heather Nova – Siren

Den „Ladies in Rock“ ist nachzusehen, daß sie sich bisweilen als Prophetinnen der Emotionalität ausgeben. Daß nun das Ausloten von Sentiment und Seele Sache der Weiber sei, stimmt ebenso wie die Behauptung, Männer müßten Mammuts erlegen und auch sonst den kantigen Jäger geben. Das nur so am Rande. Denn nach dem düsteren OYSTER gibt Heather Nova nun erneut „tiefe Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt“, wie es so schön im Platteninfo steht. Dort steht zum Beispiel auch, daß der Song „I Am The Girl“ von jener Verbundenheit unter Frauen handelt,“die seit ewigen Zeiten besteht und ganz allein darauf beruht, daß sie Frauen sind“. Hmmm. Zunächst einmal scheint „I Am A Girl“ von Meredith Brooks zu handeln, zu ähnlich ist der. I’m-a-bitch-I’m-a-lover-I’m-a-moderner-Max-Leser“-Sermon. Ungeachtet solch negativer Begleiterscheinungen des gegenwärtigen Singer/SongwriterInnen-Booms hat Heather Nova mit SIREN ein angenehmes, ein unaufdringlich sympathisches Album aufgenommen. Komponiert in ihrer Heimat Bermuda und produziert von Andy Wallace erzählt Mrs. Nova zartbittere Geschichten, wie sie nicht viel anders in ihrem Tagebuch stehen könnten. Vom grauen Großstadt-Blues („London Rain“) über Zwischenmenschliches („Make You Mine“) bis zum intimen „Blood Of Me“ entrollen sich sehr persönliche Ansichten über Gott und die Welt, gelungen sekundiert von filigranen E-Gitarren-Soli, einer eindringlichen Stimme und handfestem Songwriting. SIREN ist kein Album, das prompt aufhorchen läßt man muß schon hinhören. Es ist kein Album, das das Genre neu erfindet-es variiert aber bekannte Elemente auf sehr unterhaltsame Art. Es ist ein gutes Album, weil Heather Nova Integrität beweist. Und Gefühl.