Herman Düne – Switzerland Heritage
Hinter Herman Düne verbirgt sich kein norddeutscher Songwriter, der die Wunder der Natur besingt, sondern ein durchgeknalltes, auf seine Art und Weise grandioses schwedisches Bruderpaar mit Vollbärten, das seine Zelte in Paris aufgeschlagen hat. Von dort aus setzen David-Ivar Herman Düne und Andre Herman Düne an, die Welt mit ihren verschrobenen Rocksongs zu erobern. Preziosen, die mal im Folk, mal im Psychedelic-Rock gründen, die mal an die siebziger Jahre erinnern, mal Velvet Underground oder Sonic Youth huldigen. Ihre ersten beiden Platten wurden bereits von der englischen Radiolegende John Peel zu Recht über den grünen Klee gelobt. SWITZERLAND HERITAGE, das in Genf aufgenommene Album Nummer 3, erstmals hierzulande veröffentlicht, sollte den Schweden auch viele neue deutsche Fans bringen. Dafür sorgen 14 Songs, die ebenso unverschämt lässig mit der Rockgeschichte spielen als auch das große Herz und den Humor des Duos zeigen. Da werden Nick Drake, Leonard Cohen und Bob Dylan ebenso zitiert wie Belle & Sebastian oder die Walkabouts. „With A Tankful Of Gas“ ist gar gleich eine richtige Velvet Underground-Hommage geworden, wobei die schrammelnde Melodie eine eher seltsame Geschichte erzahlt, in der der Ich-Erzähler als Rächer von „Bruder Schwein“ und „Schwester Kuh“, die von der Bauersfrau gemeuchelt worden sind, auftritt. Also doch Tierfreunde und Hermann-Löns-Fans? – das zeigen Herman Düne beim hübschen Fotksong „Little Architect“, wo die Vögel besungen werden, die wie Architekten arbeiten. Verpackt sind die wundersamen Geschichten in melodienreiche Songs, die auch vom Arrangement her, mal mit Orgel und Bläsern oder Violine und Mundharmonika, interessant sind. Obwohl das alles in den sechziger und siebziger Jahren gründet, klingt die Platte an keiner Stelle angestaubt. Im Gegenteil.
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