Hermine – The World On My Plates

Nach einer finsteren/erschlagenden/Luft-wegnehmenden Nachterfahrung mit dem letzten X-Album und der Lydia Lunch 13.13-LP schleppe ich mich durch die verdreckten/gelben Fensterscheiben zum Fünfuhrdreißig-Schluck aus einer abgestandenen Bierdose, nachdem die meisten Blumen (Flowers of Romance und Flowers des Bösen) schon längst aus dem zweiten Stock gefallen sind (gestoßen wurden). Und genau dies ist der Moment /‘ das Gefühl für THE WORLD ON MY PLATES, eine Mini-LP mit sechs Titeln. Ich meine: keine Trauerstimmung! Nein: es ist das wieder-zu-Luft-Kommen, es ist die Weite des Raums, die Klärung schafft. (Vielleicht hätte ich auch gern DESERTSHORE von Nico aufgelegt). Hermine ist eine französische (Performance-)Künstlerin, die mit diesem kühlen Akzent englisch singt. Mit Klavier, Cello und Orgel als Begleitung. Sie belebt mit ihrer Interpretation den alten Roy Orbison-Song „Blue Angel“, singt/spricht Nick Lowes „I Won’t Make It Without You“ und gibt dem ‚tragischen‘ Inhalt Zuversicht/ Leben. Texte der Traurigkeit (wiebeim Stück „Waiting“) werden durch helle Piano- und Cello-Punkte aufgefangen. Vermalt. Diese Platte ist mehr als nur ein sanfter Morgen. Ich werfe den Samthandschuh … 5 H. inHülsen