Herz aus Glas :: Kino-Tipps
Herzogs Film beginnt wie ein psychedelischer Trip in gedeckten Farben und mit wahnsinnig schönen Bildern von Wolken etwa, die wie das Wasser im Lande nirgendwo fließen; man denkt an Stanley Kubricks Visionen einer verdämmernden Zukunft in „2001“ oder an Herzogs eigenen Film „Fata Morgana“, den er 1968/70 drehte, nach seinem ersten Langfilm „Lebenszeichen“ und vor „Auch Zwerge haben klein angefangen“ und „Aguirre“. Den vertrackten Traum, die Folge von Bildern wie aus einem LSD-Rausch drehten Herzog und sein ausgezeichneter Kameramann Jörg Schmidt-Reichwein in den USA; in Wyoming, Alaska und Utah. Der Film endet später mit einem wahnwitzigen Hubschrauberflug (die Kamera ist in der Kanzel montiert) über S kellig Rock, die Ruinen einer seit dem 11. Jahrhundert verlassenen Mönchssiedlung an der irischen Westküste. Die Leute, die in diesem grünen Seegestöber im Bild erscheinen, müssen auf dem steilen Felsen in Lebensgefahr agiert haben: Herzog fordert von sich und allen Mitwirkenden in seinen Filmen das Äußerste.
Die Handlung dieses seltsamen, nicht leicht zu verstehenden, aber faszinierenden Streifens wird getragen von Darstellern – keinen ausgebildeten Schauspielern zumeist – die während der Dreharbeiten vom Regisseur in Hypnose versetzt wurden. Die Suggestion wurde gelöst, sobald die Szene im „Kasten“ war.
Es wird die Geschichte von den Prophezeiungen des Mühlhias erzählt, der in die Zukunft sehen konnte und wohl ein typischer Bayer war. Der Hias sagt einen schlimmen Tag voraus: „Wer etwas hat, dem wird’s genommen. In jedem Haus ist ein Krieg. Wer feine Hände hat, wird umgebracht. Kein Mensch wird mehr den anderen mögen. Wenn zweie auf einer Bank sitzen und der eine sagt: ruck ein wenig, und der andere tut’s nicht, so ist es sein Tod. Das ist die Zeit vom Bänkeabräumen.“
Das ist in dem Film jedenfalls die Zeit, in der der Besitzer einer geheimnisvollen Glashütte nicht weiter weiß, weil der Erfinder des roten Rubinglases gestorben ist und sein Geheimnis mit in sein Grab nahm. Da ist der Wahnsinn bald allgemein, klapprige Greise, die Närrin Paulin und das andere Gelichter treibt es zu merkwürdigen Spielen und befremdlichem Tun. Die Musik übrigens ist teils aus dem Mittelalter, teils von Popol Vuh.
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