Hippie-Mucke ohne Mucke :: The Coral – Magic & Medicine (Sony Music)

Ein Traum von duftenden Apfelbäumen, Menschen im hohen Gras, die ihrem Herzen folgten. Hierher, an einen Ort, der zu unbefleckt scheint, um wahr zu sein. Nennt die Musik von The Coral nicht Hippie-Mucke. Das ist sie nicht. Nicht so ganz. Zumindest keine „Mucke“. Aber wohl ist sie doch zu sehnsuchtsvoll und gestrig, stehen da zu reich tragende Apfelbäume in ihrem Garten, schauen die Menschen im Gras zu selig drein, als dass wir Magic & Medicine diesen sechs gerade der elterlichen Wohnstube entwachsenen Burschen abkaufen könnten. Es ist 2003, die Zukunft findet jetzt statt, und sie stinkt! „Don’t think you’re the first in the whole universe.“ Daran, mein lieber James Skelly, eben genau daran hält sich heute doch keiner mehr. Was hilft? Eine Flucht in die Vergangenheit ganz sicher nicht. Gönnen sollte man sich Magic & Medicine trotzdem in vollen Zügen, gerade weil es so schön schwindelt: ein bandumschmeicheltes, vollmundig antik instrumentiertes Liedermacher-Album mit ebensolchen Bögen und Schnörkeln „and a finger in every musical pie (Presseinfo), das für Mrs. Robinson wie für Mr. Morrison singt und tönt, sogar Ian McCulloch fast ein wenig zynisch und unsentimental erscheinen lässt und Belle & Sebastian … nun, wollen wir nicht gleich wieder übertreiben. Dass sich ein jedes dieser Lieder fast unbemerkt sein Mixtape-Nest zwischen „Death Of A Clown“ und „Where Do You Go To My Lovely?“ bauen könnte, zeigt allerdings, wie hoffnungslos verhaftet in der Vergangenheit The Coral tatsächlich sind. Und: welche Schönheit in diesem Eklektizismus steckt. Und dass sie noch so jung sind, das gibt Hoffnung. Nicht auf Besserung dieser Jungs aus Hoylake, Merseyside, sondern auf eine Bekehrung vom Rest der Welt.

>>> www.thecoral.co.uk