Human Bell – Human Bell

Gitarrenzentrierte Instrumentalalben werden nach wie vor als klassischer Special-lnterest-Stoff gehandelt,von John Fahey(i939-2OOi)und einigen wenigen Giganten einmal abgesehen. Nathan Bell (u.a. Bassist bei Lungfish) und Dave Heumann (Bonnie „Prince“ Billy, Papa M und Cass McCombs) galten bisher als gut beleumundete Hintergrundmusiker, zähl(t)en beide zur Band Arbouretum. Für Human Bell haben sie sich ganz auf die Gitarren konzentriert, der gelegentliche, aber nicht unwichtige Einsatz von Kalimba, Vibraphon und Drums verdankt sich einem Häuflein von Freunden und Gästen. Strophe und Refrain, lineares Songwriting. Pop-Strukturen und das freie Schwingen der Harmonien, die nur sich selbst genügen-auf human bell ist so ziemlich alles davon zu entdecken, nahezu gleichberechtigt, in viele Richtungen offen. Das verleiht der Musik des Duos eine seltsame Spannung, die auch ohne Vorsänger ein paar nachhaltige Kratzer im kollektiven Gedächtnis der, ich sag’s mal wieder, Postrockgemeinde hinterlassen wird. Den zuletzt verwaisten Platz der Enthierarchisierung dessen, was wir einmal Rock genannt haben, nimmt diese Zweimann-Band mit der Gelassenheit ein, die Tortoise eher selten aufbrachten. Heumanns und Beils Gitarren-Duette (oder -Duelle) sind um die Stile des US-Rock-, Folk-und Jazz-Kanons arrangiert, sie kennen die Byrds und Quicksilver Messenger Service, die Mothers Of Invention und Miles Davis, sie verweisen auf die beachtlichste der gerne vergessenen Spätachtziger-Bands, Slint. Zwei gerissene Instrumentalisten, die sich davor hüten, ihre Instrumentenkunst in den Dienst einer Leistungsschau zu stellen, lieber arbeiten Bell und Heumann an wuchernden, manchmal monumentalen Sound-Stücken, die wie im Falle des finalen Tracks „The Singing Trees“ aus- und wieder eingeblendet werden. Aufgenommen wurde dieses Album bei Paul Oldham, gemischt bei John Entire-für besonders fachmännische Betreuung war also gesorgt. VÖ.28.1. >» www.thrilljockey.com