Ian Dury – New Boots And Panties

Vom Cover herab schaut Ian Dury uns an wie ein Aktions-Analytiker aus einer Seitenlinie der Familie Frankenstein, der soeben zum achten Mal Kubricks „Uhrwerk Orange“ im Nonstop-Kino gesehen hat. Und aus der Rille heraus überschüttet er uns mit einer nicht minder unerhörten Mischung aus schmalziger Rock’n’Roll-Nostalgie, bleiigen Boogies, Reggae-Anklängen und musikalischem Slapstick. einem heillos verkorksten Klang-Cocktail, der reichlich rockmusikalisches Niemandsland abdeckt. Gleich beim ersten Stück führt der Nachwuchs-Artist aus dem Stiff-Stall sein unnachahmliches Markenzeichen ein: mit hypnotisch-schnoddrigem Sprechgesang erheischt er ein „Wake Up And Make Love With Me“ und kann beim Singen selbst kaum die Augen offenhalten. Im Zeitlupentempo quält er sich durch mehr als die Hälfte seiner Vokalparts, bis das totale Phlegma auf der zweiten Seite auch von den Background-Sümmen Besitz ergreift („If I Was With A Woman“). Spätestens hier allerdings muß ihm sein Produzent nachhaltig auf die im Titel besungenen neuen Quadratlatschen getreten haben, denn plötzlich kehrt Dury eine unflätig-bierselige Rocker-Röhre heraus, die er mit sich steigerndem Tempo glatt drei Stücke lang durchhält, bis zum „Blackmail-Man“-Punk-Finale. Highlight der Platte: die Reim-Kapriolen und Nonsens-Assoziationen von „Trevor Clover“. Wenn ich dieser Scheibe keine vier Sterne zuerkenne, dann nur, um manch musikalisch komplexerem Plättchen keine Ungerechtigkeit widerfahren zu lassen. Reinhören ist trotzdem dringend empfohlen!