Ian Dury & The Blockheads – Do It Youself

„Head comes second!“ erklärte Ian Dury in unserem Interview kurz vor Veröffentlichung seiner zweiten LP bei Stiff. Und das möglicherweise sehr zum Ärger derer, die ihn nach „New Boots And Panties“ gern als subkulturelle Galionsfigur weitergepflegt hätten. Sein Ohrwurm „Hit Me With Your Rhythm Stick“ wies jedoch einen anderen Weg (vergl. ME 5/79). Ian will die Leute tanzen sehen, aber ohne ihnen mit irgendwelchen primitiven Reimen das Gehin zu verkleistern. Mit einer Spitzenband wie den Blockheads und einem Dichter-Unikum wie Ian Dury klappt so etwas auf ganz einmalige Weise.

Die einzelnen Kostproben, die Ian damals vorab vom Band gespult hatte, versprachen eine eigenartige Mischung von body headmusic. Obwohl die Platte etwas zögernd anläuft, ändert sich an diesem Eindruck nichts. Die Blockheads (speziell ihr „musikalischer Leiter“, der Gitarrist und Keyboardmann Chaz Jankel), tendieren zu. leicht verjazzten, feinsinnigen Edelarrangements. Deshalb gibt es hin und wieder ein paar allzu geschmackvolle Momente. Aber das hält sich in Grenzen. Faszinierend dagegen ist, mit welcher Behendigkeit die Musiker innerhalb ihres fest umrissenen Rahmens agieren; wie sie technische Perfektion und sinnliche Impulse zu einer animierenden Mischung vereinen. Lediglich Saxophonist Davey Payne scheint sich in einem unbegrenzten Spektrum zu bewegen. Auf der ersten LP-Seite sieht es manchmal dann auch fast so aus, als spielen die Blockheads Ian schlicht an die Wand. Bei „Sink My Boats“ ist er jedoch wieder voll im Geschehen: umrankt von echten Popchören.

Auf Seite zwei legen lan und Band eigentlich erst richtig los. Speziell „Uneasy Sunny Day Hotsy Totsy“ (so eine Art Widmung an Tom Robinson und die Clash) hat es mir da angetan. Wenn ich auch die eher subtilen Reize von Seite 1 zu schätzen weiß, so lasse ich mich doch von einer so clever gestylten kommerziellen Nummer spontaner einwickeln. Nach den Schlaglichtern „This Is What We Find“, „Hotsy Totsy“ und „Mischiff“ hat man die kleine Durststrecke auf Seite 1 jedenfalls schnell vergessen.

Nachdem sie uns so eindeutig auf die Tanzfläche getrieben haben, schaukeln uns Ian und die Blockheads auch wieder geradezu liebevoll zur Ruhe; mit dem „Lullaby For Franci(e)s“, Reggae-inspiriert und mit sanfter Stimme allen großen und kleinen Kindern ins Ohr geflüstert. Head comes second, heart comes first!

Ein Sonderpunkt für die verrückteste Covergestaltung geht im übrigen an die Firma Stiff, die (siehe Express News) weltweit 52 verschiedene Versionen auf den Markt warf.