Ian Dury – The Definitive Biography
Zäh sind im Allgemeinen die ersten Kapitel der typischen Popstar-Biografien: Da werden die Kindheits- und Jugendjahre des angehenden Künstlers in vielen überflüssigen Details beleuchtet und auf Vorahnungen von Talent und späterem Ruhm abgesucht. Im Falle dieser Biografie von Ian Dury ziehen sich diese Jahre auch ein wenig, doch niemand kann leugnen, dass der tragische Sommerausflug des siebenjährigen Ian Dury in ein Schwimmbad in Southend relevant für sein späteres künstlerisches Wirken war: Er steckte sich mit der Krankheit Polio (Kinderlähmung) an; für den Rest seines Lebens waren sein linker Arm und sein linkes Bein unterentwickelt – als Popstar nutzte Dury diese Behinderung als großen Showeffekt.
Ian Dury ging schon stark auf die vierzig zu, als er 1978 endlich seinen ersten Nummer-eins-Hit hatte: „Hit Me With Your Rhythm Stick“. Er war ein absolut ungewöhnlicher Popstar – vom Alter her, seiner Behinderung wegen, aber auch weil er als Sänger nicht so überaus tonsicher war. Doch sein Charisma auf der Bühne, sein Talent als Texter und seine extrem kompetent groovende Begleitband The Blockheads sorgten trotz allem dafür, dass er sich durchsetzen konnte. Er stilisierte sich als Londoner Gangstertyp, der sich von niemandem etwas gefallen ließ und wurde so von den frühen Punks als Vorvater adoptiert. Am 27. März 2000 starb er im Alter von 57 Jahren an Leberkrebs.
Zehn Jahre später wird Dury in England nun im großen Stile wiederentdeckt. Musiker wie Blur, Madness oder Robbie Williams sind schon seit langem große Bewunderer. Und ein Spielfilm, nach einem seiner größten Hits „Sex & Drugs & Rock & Roll“ benannt, erzählt seine Lebensgeschichte nach. Buchautor Will Birch ist selbst eine Semi-Legende als Schlagzeuger der Pubrockband The Kursaal Flyers und der Powerpopper von The Records, deren „Starry Eyes“ Fans von Big Star sofort suchen sollten. Seine Biografie besticht dadurch, dass er Ian Dury nicht sympathischer zeichnet, als er wohl gewesen ist – zahlreiche Weggefährten schaudern noch Jahre nach seinem Tod über seinen gefürchteten Spott. Es ist eine Aufstieg-und-Fall-Geschichte, aber es ist eine einzigartige Geschichte, weil Ian Dury als Popstar einzigartig war.
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