Inga Rumpf – Second Hand-Mädchen
Ich kann es einfach nicht mehr hören: Sobald sich mal ein anderer deutscher Rocksänger an deutsche Texte wagt, was schließlich längst überfällig war, ertönen aus allen möglichen (unkompetenten) Ecken so unqualifizierte Sprüche wie: „Klingt wie Udo!“ oder: „Texte wie bei Lindenberg!“. Udo hat unbestreitbar Pionierarbeit geleistet, die logische Kombination „Rock plus deutscher Text“ ist erst durch ihn gesellschaftsfähig geworden. Dafür ist er aber auch (über-)reichlich mit Lob bedacht worden, zu Recht, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß auch die anderen in diesem Land das Metier langsam beherrschen, z.B. Inga Rumpf. Die Platte zeigt erschreckend deutlich, daß Inga die einzige echte Rocksängerin bei uns ist, diese Vormachtstellung kann sie meiner Meinung nach auch ihren männlichen Kollegen gegenüber gut behaupten. Musik und Texte stammen ausnahmslos aus ihrer Feder, nicht alle sind umwerfend originell, für deutsche Verhältnisse aber beachtlich. Ingas Musik ist Rock, der etwas gequält durch „Funk“ aufgemotzt wurde, was bedauerlich ist, denn dieser Modetrend hat bisher nirgendwo eine Bereicherung gebracht. Die Texte erzählen nicht vom Mondschein auf Capri, sondern von konkreten Dingen, die eher nachvollziehbar sind. Die restlichen Musiker, wie Karl Schott und Ringo Funk, kommen von Atlantis, Linda Fields von den Rattles, Zusammengefaßt: Ein Riesenschritt nach vorn auf dem Weg zu selbständigem, deutschsprachigem Rock.
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