James White and the Blacks / Contortions – Buy / Off white

James White, alias James Chance galt lange als das enfant terrible der New Yorker Avantgarde. Diese 80er-Ausgabe des rebellierenden Mick Jagger für die Bedürfnisse einer intellektuellen Schickeria hat sich mittlerweile vom totalen Anarchismus hin zu einer eher stilisierten Ausgeflipptheit entwickelt. Genau das dokumentieren die beiden jetzt von der Ariola hier veröffentlichten Alben BUY und OFF WHITE.

Mit BUY von den Contortions schafft man sich in etwa einen Eindruck von James‘ Auftritten in New Yorker Clubs, wo er sein Publikum physisch wie psychisch attackierte. Er textet, wie er singt, auf höchst selbstzerstörerische Weise und quält sich, sein Publikum und sein Saxophon hysterisch bis genial. Eine Kultfigur mit Hang zu psychopathischem spitzen Free Jazz. Das einzige, woran man sich bei den Contortions festhalten kann, mag hin und wieder ein straff gespielter Baß sein. Die Gitarre verfolgt trotzige Egotrips; eigensinnig unberechenbar, und die Hymne des Ganzen heißt „Contort Yourself“ winde dich!

Die wiederholt sich übrigens auf OFF WHITE, das bekanntlich bereits mit anderen Musikern eingespielt wurde. Seite zwei (rein instrumental) dokumentiert hier noch die wilden Ursprünge des James Chance, während die A-Seite doch schon sehr gestylt wirkt. Trotzdem: auch das ist noch mit Vorsicht zu genießen. Wenn Stella Rico in „Stained Sheets“ mit greinender Saxophonstimme zu einem bizarren Bettgeflüster mit James White ansetzt, möchte ich mir die Ohren zuhalten, schaffe es aber nicht, weil es viel zu faszinierend ist. So richtig schick fällt dagegen die nahezu satirische Version von „(Tropical) Heatwave“ vom alten Irving Berlin aus. Tatsächlich wird die Provokation an einigen Stellen schon ziemlich trendy.

James‘ Art, das Saxophon zu bearbeiten, diese psychotische Stimmung, die er damit verbreitet, erinnerte mich daran, daß es speziell in Paris eine Szene gab, in der man sich Existentialist nannte, Sartre verehrte und, anstatt dem Prolo Elvis zu folgen, in kleinen Clubs ausgeklinkten Jazz hörte. Aber das war lange vor unserer Zeit. Interessant ist nur, daß das New Yorker ZE-Label auch in Paris eine Filiale unterhält.