Jazz
Zwei Waldhörner, eine Tuba, zwei Flöten, ein Englischhorn, diverse Saxophone, so liest sich die Besetzungsliste des neuen John Scofield-Albums QUIET (Verve 533 185-2/Motor) 5 Sterne. Sicher, das klingt ungewöhnlich. Die eigentliche Attraktion jedoch ist das Instrument, auf dem Scofield selbst hier agiert. Er hat seine elektrische Jazzgitarre beiseitegelegt und spielt Konzertgitarre. Das Schönste an der Sache ist, daß Scofield niemals damit kokettiert, auch auf der Akustischen der Beste sein zu wollen. Nein, die Musik steht im Vordergrund und so soll es auch sein. In das oben beschriebene Klangbild bettet sich seine Gitarre bestens ein. Die Musikstücke sind leise, farbenfrohe Klanggebilde, die trotz aller Verhaltenheit ungemein grooven. Toll, daß Scofield, trotz seines derzeit sehr hohen CD-Outputs, immer wieder für angenehme Überraschungen gut ist. Im Gegensatz zu Scofield ist der junge Trompeter Ron Miles erst seit kurzer Zeit auf internationalen Jazzbühnen präsent. MY CRUEL HEART (Gramavision GCD 79510/EFA) 3 Sterne, heißt sein neues Album, auf dem desöfteren freie Töne anklingen. Dennoch, Jazz für Spezialisten will Miles nicht machen. Deutlich heraushörbar sind dagegen populäre Fake-Jazz-Elemente Marke john Lurie und R&B-Sounds wie bei den frühen King Crimson. Fest steht, daß die Musik von Ron Miles eine echte Entdeckung darstellt. Miles spielt phantastisch Trompete und schrieb sich alle Stücke der CD selbst auf den Leib. Für MY CRUEL HEART stellte Miles ein Sextett mit jungen Könnern zusammen, das er hin und wieder unter Hinzunahme von Samples, Orgel, Synthesizer und Klavier zu einem elfköpfigen, schillernden Klangkörper erweitert. Tab Two – Trumpet And Bass – tauften Trompeter Joo Kraus und E-Bassist Hellmut Hattler ihr Duo. Mit BELLE AFFAIRE (Virgin) 3 Sterne, bringen sie ihr fünftes Album auf den Markt. Hattler und Kraus sind Vertreter einer neuen Spezies von Musikern, für die die Grenzen zwischen Jazz, HipHop, modernem Dance und Rock immer mehr verwischen. Das Duo ist außerdem der beste Beweis dafür, daß die wahren Kreativen heute nicht mehr die Instrumentalisten sind, sondern die Studiofachleute. Hattler und Kraus bedienen Computer, Sampler und DJ-Equipment genauso souverän wie Baß und Trompete. Yello, Charlie Parker, Kraan, HipHop, Funk, Fusion und Acid Jazz, so ziemlich alles, was es in den vergangenen Jahrzehnten an Trends gab, werfen sie in einen großen digitalen Topf und rühren daraus einen funky Hipjazz-Mix an.
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