Jeff Beck :: You Had It Coming
Es geht also doch: ein Gitarristenalbum, das nicht langweilig ist.
Mit den Alben von hoch qualifizierten Gitarristen ist es ja meist so eine Sache: Wer nicht gerade selbst zu den Saitentätern zählt, kann sich an superschnellen Läufen, abenteuerlichen Soli und ebensolchen Soundeffekten kaum delektieren. Mehr aber hat das durchschnittliche Werk eines Gitarrenhelden meist nicht zu bieten – Musik für Musiker, so vordergründig auf Leistung getrimmt wie ein Monstertruck mit mannshohen Schlappen. Dahinter: das große Nichts, viel Gedudel, wenig Substanz. Dass es auch anders geht, zeigt Veteran Jeff Beck. Auch wenn die zehn Tracks seines neuen Albums YOU HAD IT COMING fast ausschließlich Instrumentals sind, wobei die Gitarre selbstverständlich im Mittelpunkt des Geschehens steht – Beck spielt songdienlich, seine Technik gerät nie zum reinen Selbstzweck; er experimentiert lieber mit Strukturen und zeitgemäßen Rhythmen, denn mit Tonleitern und Effektgeräten. Die blanke Leistungsschau bleibt dem Hörer also erspart, dafür gibt es eine nahezu psychedelische Version des Bluesklassikers „Rollin‘ And Tumblin“‚ mit einer Sängerin namens Imogen Heap, sowie einen gelungenen Ethno-Ambient-Track namens „Nadia“, den man den indophilen Britpoppern von Kula Shaker nur ans Herz legen kann. Lobenswert, dass sich auch die ßegleitmusiker nicht zu selbstverliebter Virtuosität verleiten lassen, sondern Herrn Beck punktgenau und bisweilen spartanisch bei seinen gitarristischen Ausflügen unterstützen. Hier gibt’s also keine jazzrockige Besserwisserei, sondern ein Stück moderner Instrumentalmusik. Sofern man nicht aus ideologischen Gründen ein Problem damit hat, die Worte „Gitarre“ und „modern“ in einem Satz auszusprechen.
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