Jennifer Lopez – On The 6

Wäre Jennifer Lopez eine stinknormale 28jährige Latinofrau aus der Bronx, die es irgendwie (höhöhö) fertiggebracht hat, einen Plattenvertrag bei einem Majorlabel zu bekommen, dann würde ihr Debütalbum auf dem Stapel „zeitgemäßer Erwachsenenpop mit Latin- und Salsa-Einflüssen“ landen und hier nie, nie, nie besprochen werden. Aber Jennifer Lopez ist, wie wir wissen, eine berühmte Schauspielerin, die es vor allem dank ihres guten Aussehens (respektive dank des Formats ihres Hinterteils) – und weniger wegen einiger mittelguter Filme („U-Turn“, „Out Of Sight“) – auf die Titelseiten internationaler Hochglanzmagazine geschafft hat. Jennifer Lopez ist also Popkultur. Und so gebietet es denn auch der popkulturelle Anstand, einige Worte über ihr Debütalbum zu verlieren, verdammt nochmal. On The 6 ist ein bißchen Gloria Estefan, Mariah Carey, Gypsy Kings, Spice Cirls, ein Hauch „La Isla Bonita“, ein paar harmlose HipHop-Beats, Flamencogitarren, Kastagnettengeklapper, Disco Stomp und gehauchter Gesang. Das alles wird dann zusammengewürfelt mit Hilfe von Edelproduzenten wie Puff Daddy, Rick Wake (Celine Dion), Trackmasters (Will Smith), und fertig ist das neue Genre: Latin Soul (O-Ton Lopez) ohne Seele (O-Ton ME/Sounds). Sogenannte „modernste Studiotechnik“, die auch aus dem Schreiber dieser Zeilen einen Julio Iglesias machen könnte, zumindest stimmlich, tut ein Übriges. Und so fühlen wir uns bestätigt in der (gar nicht mal so neuen) Erkenntnis, daß Schauspieler lieber Schauspielen sollten als singen (vice versa), warten auf den ersten richtig guten Film mit Jennifer Lopez und trösten uns derweil mit dem Foto oben.