Johanna Zeul – Album No.1

Frauen, die einen anspringen, sind nicht jedermanns Sache. Aber wenn man so charmant überwältigt, eingelullt, überrannt, gepackt, eingewickelt, zerfetzt und verschlungen wird wie von Johanna Zeul-nein, bleiben wir sachlich:von ihrer Stimme, ihren Songs, ihren Texten, ihrer zwischen Schmiegromantik und Nagelprankenhieben changierenden Ausstrahlung-, dann ist Widerstand schon deshalb zwecklos, weil man sich das nicht nur gerne gefallen lässt, sondern geradezu danach giert. Wer sie schon mal auf einer Bühne erlebt hat, allein mit ihrer Akustikgitarre, wie sie da schnurrt und tobt, der würde sich an eine zufällig direkt neben ihm stattfindende Bombenexplosion ganz bestimmt nicht erinnern. Diese Energie und Magie mit Band auf Platte zu reproduzieren, ist nicht ganz einfach, aber hier erstaunlicherweise mindestens zauberhaft gelungen,vielleicht auch weil die instrumentalen und produktionstechnischen Mittel so simpel sind, dass man sich das ganze Ensemble ohne Weiteres in der eigenen Küche vorstellen kann. Das fügt sich ideal zu Johannas Texten, die dankenswerterweise weder in tiefsinnigem Lyrikschlamm ankern noch verquasten Sozialchic elaborieren oder hihi-witzige Kapriolen schlagen, sondern schlicht und unmittelbar sagen, was sie momentan fühlt und (manchmal auch) denkt, und gerade deshalb poetische Wirkung haben. Wie viel Liebe und Mühe dahinter stecken, merkt man nur an Details, etwa den vokalen Synkopen in „Schwimm nicht zu weit“ und „Raubtier“, aber selbst da, wo es richtig funky wird, fließt alles wie von selbst. Die FAZ verglich Johannas „Strahlkraft“ mit den „besten Zeiten der Neuen Deutschen Welle“, andere ziehen Wir sind Helden an den Haaren herbei -eine Unverschämtheit: Nichts davon war je annähernd so heiß, so direkt und so gut. VÖ: 20.6.

>» www.johannazeul.de