John Lennon / Plastic Ono Band
Die Beatles sind tot, es lebe John Lennon!
„Vergesst die Beatles – hört Euch George Harrison an“, habe ich neulich mal irgendwo gelesen. Ich möchte noch weitergehen, ich möchte sagen: Vergesst die Beatles und George Harrison – hört Euch John Lennon an. Denn nachdem ich das letzte Album von Lennon und der PIastic Ono Band inzwischen diverse Male gedreht habe, steht für mich fest, dass dies mit Abstand die beste Platte ist, die je von einem der vier Ex-Beatles herausgegeben wurde.
Obwohl die musikalischen Qualitäten I dieses Albums bestimmt nicht zu übersehen sind, so ist es doch vor allem die (ausdrucksstarke Interpretation Lennons, Idie einen am meisten beeindruckt. Ich [sehe das Ganze als Spiegel John Len-Inons Persönlichkeit, seines eigenen Ichs. Iwie in einer Dokumentation seines Le-Ibens gewährt er uns hier einen Einblick [in seine Gedanken, in die Dinge, mit denen er sich tagtäglich beschäftigt. Es [sind die alltäglichen Probleme, von I denen er singt. Probleme, mit denen sich [jeder von uns irgendwann schon einmal auseinandergesetzt hat: Liebe, Religion, Politik. Seine Interpretation klingt zum Teil hart und drastisch, jegliche Art von Schönfärberei fällt hier sowieso weg. Und wenn John Lennon singt „I heard something about my ma and pa, they didn’t want me so they made me a star. I found out“, so glaubt man ihm, dass er weiss, wovon er singt.
„Working Class Hero“, vierter Titel der A-Seite, gefällt mir am besten. Wieder sind es die Lyrics, die besonders aufhallen, bemerkenswert ist ausserdem der betont einfache Vortrag. Ohne Verzierung, schlicht und ohne technische Hilfsmittel ist diese Nummer absoluter Höhepunkt der Platte. Sehr gut finde ich jauch den darauffolgenden Titel „Isolation“ und auf der B-Seite „God“. Musikalisch wird John Lennon (Gitarre lund Piano) von Klaus Voorman (Bass), Ringo Starr (Drums), Billy Peston und Phil Spector (Piano) unterstützt. Spector fungiert übrigens genau wie auf „All I Things Must Pass“ von George Harrison als Co-Producer. Der perfekte Sound der Platte beweist, dass John sich den richtigen Mann für diesen Job ausgesucht hat.
Abschliessend kann ich so manch einem nur raten, seine Vorurteile gegenüber dem „verrückten Beatle“ über Bord zu werfen.
Die Beatles sind tot, es lebe John Lennon!
Weitere Nummern: „Mother“, „Love“, „Look At Me“, „My Mummy’s Dead“, „Remember“, „Hold On“, „Well, Well, Well“, „I Found Out“.