John Lennon/Yoko Ono – Milk Nad Honey

Drei Jahre danach. Es war klar, daß wir noch einiges aus dem Lennon-Archiv zu erwarten hatten. Immerhin steckten John & Yoko in den Tagen vor dem 9. Dezember 1980 im Studio und bastelten an neuen Songs. Mit der gelungenen LP DOUBLE FANTASY stand Lennon nach jahrelanger Häuslichkeit voll im Comeback.

Hatten die beiden unterschiedlichen Partner auf DOUBLE FANTA-SY eine überraschende Einheit gefunden (Lennon fixierte sich stark auf balladenhafte Songs, die zu den melancholischen Dramen von Yoko tendierten), so kristallisieren sich auf MILK AND HONEY wieder die Einzel-Charaktere heraus. Auf der einen Seite der Rock n‘ Roller John Lennon, der mit verblüffendem Elan und spürbarer Freude auf seine alten Tage mit der Plastic Ono Band zurückblickt. Auf der anderen Seite Yoko Ono, die Exzentrikerin, die sich ins zum Teil trübe Balladen-Meer stürzt. Wie auf DOUBLE FANTASY wurden die Songs der beiden jeweils im Wechsel aneinandergereiht; den Hörer erwartet das eine oder andere extreme Wechselbad.

Die Vermutung, MILK AND HONEY sei zum großen Teil während der DOUBLE FANTASY-Session entstanden, wird durch die große Übereinstimmung der Begleit-Musiker unterstützt: Earl Slick, Hugh McCracken. Tony Levin, George Small, Andy Newmark, Ed Walsh, Arthur Jenkins jr. etc. Bei den Lennon-Songs, die im Vergleich zu den 80er-Titeln im Sound wesentlich aggressiver, spröder und entschlackter klingen, legen sich die Studio-Routiniers mächtig ins Zeug. Zwar wird mal ein weißer Reggae („Forgive Me My Little Flower Prince“) eingebremst, doch meist geht’s geradeaus – mit Dampf und zielsicherer Klarheit.

Yokos Songs, die sie im Gegensatz zu den Lennon-Titeln in den vergangenen Monaten noch mit Synthesizern frisiert hat, erscheinen demgegenüber wesentlich beladener. Nur zwei Nummern – „Let Me Count The Ways“ (Yoko) und „Grow Old“ (John) – blieben in ihrer dennoch faszinierenden Unfertigkeit erhalten. Sie werden als „Lennon & Ono original cassette recordings“ ausgewiesen,

(6) John Lennon

(3) Yoko Ono