Auf ihrem Album „Rock ’n Roll With The Modern Lovers“ spielte die kalifornische New Wave-Band um den Sänger, Gitarristen und Komponisten Jonathan Richman so, als hätte sie die Popmusik gerade erfunden. Ähnlich frech, frisch und unbefangen tönt sie nun ein knappes halbes Jahr später auch auf ihrer in England mitgeschnittenen Live-LP. Wer sonst wagt es eigentlich noch, zu einer Melodie von grandioser Einfachheit den Text „I’m a little airplane, miau, miau“, zu singen? Jonathan Richman hat noch mehr Songs von diesem Kaliber auf Lager: „I’m A Little Dinosaur“, erzählt er, berichtet vom Eismann und von lieben kleinen Insekten. Irgendwo erinnert das alles an Kinderlieder, nicht wahr? Aber Kinder waren schon immer die besseren Erwachsenen, phantasievoll und nicht durch festgefahrene Denkschablonen belastet.

Ähnlich unkonventionell bewegen sich die Modern Lovers in der Rockszene: Es interessiert sie nicht die Bohne, wieviel Töne Supergitarristen pro Sekunde schaffen, wieviel Kilowatt Ted Nugent aus den Boxen prügelt und wie kunstvoll Yes ihre Arrangements auftürmen. Die Modern Lovers sammeln ein paar Wurzeln der Pop- und Rockmusik und brauen aus einfachsten Zutaten ihren geradezu jungfräulichen Sound. Und der und das ist das Wunder – ist schlicht faszinierend, voller Charme und gespickt mit Ohrwürmern. Daß diese Mischung Erfolg hat, wissen wir mittlerweile. Und daß der „Egyptian Reggae“ auch in Deutschland fast so gefragt ist wie neue Songs von Abba oder Boney M., ist die schönste Überraschung, die uns die Modern Lovers beschert haben. Leute, es tut sich etwas. Die Durstjahre, in denen gute ehrliche Musik das Schicksal der Unpopularität traf, sind vorbei…