K.D. Lang – All You Can Eat

Kathryn Dawn Lang macht 1995 konsequent da weiter, wo sie mit ihrem letzten regulären Album INGENUE aufgehört hatte: den Stiernacken aus Nashville wird nicht mal mehr die kalte Schulter gezeigt, stattdessen lotet sie mit zeitlosem Singer/Songwriter-Gestus weiterhin die Gezeiten der Himmelsmacht Liebe aus. Zwischen dem Opener ‚If I Were You‘ über das charmant-provokative ‚Sexuality‘ bis zum zauberhaften Schlußstück ‚I Want It All‘ spannt das Kreativ-Duo K.D.Lang/Ben Mink ein Panorama der unterschiedlichsten Gefühlskonstellationen, die immer wieder den Mut zum Risiko beschwören (.it may be desaster/but maybe it won’t“). Die vielfach als beste Sängerin der Pop-Gegenwart apostrophierte K.D.Lang verkauft sich dabei mit erfreulich wenig Pathos – sehr souverän, entspannt und unprätentiös trifft sie auch emotional stets den richtigen Ton und erliegt nie der Versuchung, des guten zuviel zu tun. Leider sind die Balladen, die dieses sehr ruhige Album dominieren, durch die Bank derart Grammy-gefährdet, daß man die Platte eigentlich guten Gewissens niemandem unter 45 ans Herz legen mag. Der Grenze zum „Nouveau Easy Listening“ (Lang über Lang) kommt die spröde Chanteuse aus Kanada diesmal streckenweise ziemlich nahe. Man muß sich schon einlassen wollen ¿ dann gibt es aber viel zu erfahren von der 34jährigen Sängerin, die es spielend mit den Spätwerken einer Bonnie Raitt aufnimmt.