Kansas – Freaks Of Nature

Amerikas Artrock-Flaggschiff nimmt nach langer Flaute wieder Fahrt auf. In den Siebzigern galt die Band aus dem Mittleren Westen all jenen als Alternative, die bei Genesis und Yes Melodien oder kernige Rockriffs vermißten. Solches boten Kansas zumindest sporadisch (‚Dust In The Wind‘. ‚Carry On Wayward Son‘). Ansonsten gab’s „hohe Kunst“ satt: bombastische Klangbilder, willkürlich wirkende Akkord- und Tempowechsel, die den Fluß der Musik empfindlich störten und prätentiöse Texte. Womit wir schon mittendrin wären in der Beschreibung von FREAKS OF NATURE, dem erstem Kansas-Studioalbum seit acht Jahren. Das Quintett um die Urmitglieder Steve Walsh (Gesang), Richard Williams (Gitarre) und Phil

Ehart (Schlagzeug) schließt mit seinem neuen Werk nahtlos an Platten wie LEFT-OVERTURE (1977) oder MONOLITH (1979) an. Was das Ding letztlich überflüssig macht. Technisch mag das ja alles perfekt gespielt sein. Was fehlt, ist das Feuer, die Begeisterung. Zu ausgeklügelt wirken die Kompositionen, viele Stücke klingen wie am Reißbrett entworfen. Da ist es dann auch kein Wunder, daß der einzige straighte Song auch der beste ist. ‚Hope Once Again‘ ist Radiofutter pur. Weitere Pluspunkte: Steve Walshs kehliger Gesang und das Geigenspiel von Aushilfs-Sinfoniker David Ragadale. Der Kansas-Kahn sollte zurück ins Dock.