
Es ist keine neue Erkenntnis, sondern eine immer gültige Wahrheit: Reißt man einem Lied die ganzen Arrangement- und Produktionstapeten ab, bleibt entweder ein trostloser Raum oder ein beeindruckendes Objekt, das die Songarchitektur noch deutlicher erkennbar werden lässt. Oder so: Ein Scheiß-Song wird auch durch ein Streicherarrangement nicht besser.
Karen O, Sängerin der Yeah Yeah Yeahs, hatte um 2006/07 herum wohl eine schwere, durch Liebesprobleme induzierte Phase. Sie nahm zu Hause in New York eine Sammlung von Verlorene-Liebe-Liedern auf, mit Gesang, akustischer Gitarre und vereinzelten Beats unbekannter Herkunft. Nur Karen Os hochgradig wiedererkennbare Stimme und ihre ungewöhnliche Art zu singen erinnern bei diesen – freundlich ausgedrückt – semiprofessionell aufgenommenen Songskizzen an die Yeah Yeah Yeahs.
Karen Os mittlerweile legendäres Album KO AT HOME – ursprünglich als Geschenk für Dave Sitek (TV On The Radio) gedacht, vor acht Jahren durch (un-)glückliche Umstände den Weg aller Musik gegangen: ins Internet – klingt im Vergleich zu CRUSH SONGS wie eine Hochglanzproduktion.
Viele dieser Songs – nicht alle, aber vor allem „Rapt“ – sind perfekt so wie sie sind; eine Behandlung mit elektronifiziertem Art-Punk würde ihnen keine Verbesserung angedeihen lassen. CRUSH SONGS steht ganz gut da in einer Reihe mit anderen schäbig-schönen Lo-Fi-Folk-Alben der Popgeschichte, zuletzt Neil Youngs A LETTER HOME.
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