Kevin Ayers – The Unfairground

Man wähnte ihn schon in einer durchgelegenen Hängematte, irgendwo in der ewigen Sonne des Rock-Ruhestands. Doch mit 63 Jahren und nach über 15-jähriger Plattenabstinenz kehrt der große Leichtfuß des Hippie-Pop tatsächlich noch einmal zurück und macht eine der besten Platten seiner langen Karriere. Der Reiz dieses Albums-das mit Unterstützung unzähliger prominenter Fans, von Teenage Fanclub bis Euros Childs (Gorkys Zygotic Mynci), entstand -besteht darin, einem Mann, der stets den schönen Dingen des Lebens zugetan war, dabei zuzuhören, wie er nach längerer Depression wieder bei sich ankommt. Und so kann diese wunderbar anstrengungslose, kurze Platte natürlich nurvom Altern handeln. Ein Thema, das nur die ganz Großen beherrschen (bitte bei Dylan nachschlagen). Ayers, dieser Meister der verknappten Lakonie, singt gleich zu Anfang, nachdem ein schunkelndes Mariachi-Gebläse den Weg freigeschmettert hat: „What do you do when it’s all behind you / Every day something else reminds you / when the times were sweet / Wings on your feet and bells on your toes / Only heaven knows“.

Ein himmlischer Mädchenchor gesellt sich dazu, die erste Flasche wird entkorkt – so lässt man sich Altersweisheiten doch gerne kredenzen. Einen Song später dann das Bekenntnis: „I don’t understand any more as I grow older.“ Das ist wohl auch gut so, denn wenn Ayers, dieses ewige Kind des Songwriter-Pop, dieser glückliche Zwilling Syd Barretts, heute tatsächlich lebensweise Rückschau hielte, würde dies bedeuten, dass er seine entspannte, verflauste Weltsicht eingebüßt hätte. Doch auch als immer noch gut aussehender Hippie-Opa leistet sich Ayers hingeworfene Tequila-Lieder („Baby Come Home“), wunderäugigen Pop („Wide Awake“) und eine mitreißende Brian-Wilson-Hommage („Run Run Run“), die einem den Tag retten kann. Ayers lebenspraller, Wein-gesottener Bariton ist noch immer gut intakt, und seine vielköpfige Band knüpft nahtlos an die farbprächtige Instrumentierung Ayers‘ bester Alben der frühen 70er an, ohne je retro zu klingen. The Unfairground ist kein Hippie-Quatsch. Es ist ein triumphales Alterswerk eines Kindskopfs. Rührend und stellenweise wunderschön. Es ist nie zu spät, Kevin Ayers zu entdecken.

www.kevin-ayers.com