Kevin Coyne – Pointing The Finger
Kevin Coyne hat nie einen Hehl aus seinen Depressionen gemacht, allerdings ging er nie mit ihnen hausieren. Vielmehr setzt er sie (hier einmal mehr) in malerische, musikalische und poetische Kunstwerke um, die mehr über das Innenleben eines hypersensiblen Menschen aussagen als manche Doktorarbeit eines Psychiaters. Dabei ist ja nicht der englische Singer/Songwriter reif für die Klappsmühle; unsere Welt als Ganzes ist eine Irrenanstalt und Kevin Coyne eigentlich ein normaler Mensch, der das Gefühl einer Generation besingt oder eher beklagt, die sich in ihrer Zeit und Umgebung nicht heimisch fühlt.
In „some notes on this album“ liefert er dankenswerter Weise einige Bemerkungen zur Entstehung der zehn Songs von POINTING THE FINGER, wobei man erfährt, daß das Titelied bereits vor vier Jahren entstanden ist. Auch ohne diese Erläuterungen kann man sich in die mitunter melodramatischen, doch nie ins Sentimentale abgleitenden Balladen reindenken und -fühlen.
Die musikalische Ausführung von POINTINGTHE FINGER ist traumhaft professionell, insbesondere Steve Lambs Bass, der an John Giblin, wenn nicht gar Jaco Pastorius ranreicht.
Über der gesamten LP liegt ein mitunter schmerzhaftes Gefühl von Spannung, für das ich im Moment noch kein Ventil gefunden habe. Diese Platte macht einen gereizt und wird dadurch reizvoll. Spätestens mit PO1NTING THE FINGER hat sich Kevin Coyne in eine Kategorie mit Peter Hammill, Peter Gabriel und John Martyn gehievt.
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