King Krule

Six Feet Beneath The Moon

XL/Beggars/Indigo 24.8.

Ein junger Crooner streift durch die Geräuschparks der Jugend und nimmt Dubstep und R’n’B mit.

Das Wunderkind hat gerade mal wieder Hochkultur in den „ Expertisen“ der Medien. Es trat in Gestalt des 17-jährigen Pilzkopfes Jake Bugg in die MP3-Player einer Generation, die sich den Unterschied zwischen Bob Dylan und Oasis erklären lassen durfte. Es war nicht mehr aus den Lobpreisungen für die bleichen Soul-Elegien von James Blake wegzudenken, der sich in den Rang eines Pop-Propheten rolemodelte. Archy Marshall alias King Krule gilt als neuester Wunderknabe der Briten, und was er mit Gesang, Gitarre und Laptop anstellt, rechtfertigt vorerst zügellose Begeisterung. Im Zentrum dieser Songs thront der harsche, nackte Bariton Marshalls, der die minimalen Gitarrenmotive manchmal zerschneidet, bis die Stimme des Sängers (wir denken an den jungen Conor Oberst) über sich selbst stürzt, kurz ein Stück Lied unter sich begräbt oder zum Finale ein paar Sekunden in der monumentalen Ruhe verharrt, die großen Croonern zu eigen ist. Im Geräuschpark des Jazz entwickelt King Krule bezirzende Pop-Sequenzen („Has This Hit“), im poppigsten Song der Platte strebt er bewusst an die Ränder des Entertainments. Manchmal klingt der Sänger, als marschiere er über einen trostlosen Suburbia-Park, auf dem nur noch die letzten Schadensmeldungen einer viel zu langen Jugend verhandelt werden. Und von nebenan hat er sich ein paar Dubstep-Beats und R’n’B-Loops geborgt.