Kitty, Daisy & Lewis

The Third

Sunday Best/[PIAS] Coop/RTD

Retro in Konsequenz: Supremes-Soul, Neo-Ska, trockener Rhythm & Blues.

Dass Retro nicht immer gleich Garage meint, haben Kitty, Daisy & Lewis auf zwei weithin beachteten Alben in den letzten sechs Jahren klargestellt. Gerade mal die 20 überschritten und erklärte und grundsätzlich todschicke Digitalverweigerer, bleiben sie ihrer Philosophie treu: Der Sound der Nachkriegsjahrzehnte (Rock’n’Roll und die Folgen) darf im bandeigenen Analog-Studio mit neuem alten Equipment noch einmal aufleben.

„Whenever You See Me“ zum Einstieg ist der Glücksgriff auf ihrem dritten Album, ein Soul-Stomper aus der Supremes-Schule, mit dem Kitty-Daisy-Lewis-eigenen V8-Motor betrieben. Kein Ton zu viel, kein Bläser-Intermezzo zu lang. Die reine Kunst aus dem Geist des Analogen. Wer das mit solch einer Vehemenz und Glaubwürdigkeit betreibt, hat gleich gewonnen, besser gesagt: jenen Teil des Publikums auf seiner Seite, der sich so gerne in der Pop-Historie verlus­tiert. Es ist aber nun mal so, dass das Trio aus dem Londoner Stadtteil Camden nicht durchwegs das hohe Niveau im Songwriting halten kann, das diese Musik so braucht wie James Bond die Bösewichte.

Mit der von einem etwas dünnen Funk-Bass abgefederten Streicherballade „No Action“ verlässt das Album zwischenzeitlich die Kraft und die Unbedingtheit, mit der es angetreten war. Nur um ein paar Tracks später mit einem grandiosen Neo-Ska-Stück („Turkish Delight“) zu überraschen, und hier stehen die Analog-Streicher plötzlich voll im Swing, jubilierend! „Never Get Back“ ist so ein Song, den man sich auch für Amy Winehouse hätte vorstellen können, „Bitchin’ In The Kitchen“ dagegen im Anschluss wieder R’n’B-Durchschnitt. Die konsequente Retro-Marschroute stimmt, ob die Qualität der Lieder dem hohen Anspruch standhalten kann, entscheide der Manufactum-Kunde.