Kolossale Jugend – Heile Heile Boches
Rock: Lado Classixmacht die Rolle rückwärts damit wir uns heute drauf' schaffen, wie die Kolossale Jugend Ende der Achtziger drauf war.
Man weiß das ja heule nicht (mehr) so genau. Und will sich auch gar nicht ansatzweise der Gefahr aussetzen, Vergangenes zu verklären. Als gesichert darf jedoch diese Erkenntnis gelten: Was mal die so genannte – ‚tschuldigung, schrecklicher Begriff -Hamburger Schule werden sollte, befand sich Ende der Achtziger noch in der Krabbelgruppe respektive im Kindergarten. Derweil die Kolossale Jugend, benannt nach dem einzigen Album der Young Marble Giants, schon tüchtig zugange war. Mit Rocken. Mit der Repolitisierung deutschsprachiger Popmusik. Mit Nachdenken. Und natürlich mit Diskurs und Gedöns. heile heile boches heißt das Album, das Lado Classix nun (inklusive einer Hand voll Bonustitel) wiederveröffentlicht, und als es erstmals erschien – im April 1989 -, war die Welt noch anders. Im Osten kamen Montagsdemos schwer in Mode und waren noch nicht, file under: Hartz IV, zur Zonen-Polonaise verkommen: der ewigste Kanzler aller Zeiten war noch im Amt; die Mauer noch da. Derweil in Hamburg Christoph Leich, heute bei Die Sterne, das Schlagzeug bearbeitete, Kristof Schreuf, heute bei Brüllen, sich die Seele aus dem Leib schrie, Pascal Fuhlbrügge, heute Sand 11, die Gitarre bediente und Klaus Meinhardt, heute als Grafiker tätig, einen ungemein stoischen Bass spielte. Seltsam dilettantisch wirkt der Sound heute, gar nicht so charmant unbedarft wie Tocotronic später (und heute: auch noch!], und die Texte: nun gut. Wir sind hier nicht im Germanistikseminar, Dirk. Jochen. Frank. Extrem überflüssig ist allein die gestümperte Version von „Louie, Louie‘. und wer wissen will, wie das alles damals wirklich gewesen sein soll, lese die ausführlichen Linernotes der Beteiligten.