L.A. Confidential :: Crimetime

23 Jahre nach seiner Premiere hat „Chinatown“, Roman Polanskis Noir-Klassiker über die Abgründe hinter den Edelfassaden von Los Angeles, einen würdigen Nachfolger erhalten. Es ist nur passend, daß die Vorlage von James Ellroy stammt. Er hat seine Karriere darauf aufgebaut, sich als Verbrechens-Chronist der Stadt der Engel in Mord, Vergewaltigung, Rassismus und Korruption im Schatten des Hollywood-Zeichens zu suhlen. Ellroys Bücher sind Abstecher in eine faszinierende Hölle, in der auch gute Männer nur bestehen können, wenn sie sich auf die Ebene des moralischen Bodensatzes begeben: Verkommenheit als Lebenselixier. LA. CONFIDENTIAL ist das Kunststück gelungen, Ellroys Prosa filmisch zu übersetzen und gleichzeitig den edlen Patina-Anstrich der Krimis dieser Zeit zu verpassen. Regisseur Curtis Hanson („Am wilden Fluß“) und sein Autor Brian Helgeland haben den scheinbar unverfilmbaren sooseitigen Roman mit über 100 Sprechfiguren und noch mehr Subplots entschlackt, seine Essenz jedoch auf wundersame Weise beibehalten. Das Ergebnis ist ein Thriller, der drei Cops bei der Aufklärung eines bestialischen Massenmords im Zickzack-Kurs durch die Niederungen der „Stadt der Teufel“ (so der deutsche Titel des Buchs) schickt. Da ist der bullige Bulle Bud White, der mit großer Vorliebe Vergewaltiger verprügelt und sich in das Callgirl Lynn verliebt. Da ist der aalglatte Emporkömmling Ed Exley, der auch Kollegen anschwärzt, wenn es seiner Karriere hilft. Und da ist der Glamour-Cop Jack Vincennes, der als Berater einer TV-Show arbeitet und extra Kohle für heiße Tips an ein Tratschblatt einschiebt, bis ihn eine mitverschuldete Tragödie wachrüttelt. Allesamt sind sie gefallene Engel im Großstadtmoloch. Wie sie verschiedene Allianzen eingehen und sich ihre Persönlichkeiten und die Dynamik ihrer Beziehungen im Verlauf des verworrenen Falles verändert, gibt LA CONFIDENTIAL die Sprengkraft von purem Dynamit. Als besonderen Geniestreich besetzte Hanson die Hauptrollen der verfeindeten Cops White und Exley mit den weitgehend unbekannten Australiern Russell Crowe und Guy Pearce. Weil ihre Gesichter frisch und unverbraucht sind, sind sie kaum auszurechnen. Das gleiche läßt sich über den gesamten Film sagen.