Led Zeppelin

(IV)

Atlantic/Warner

Ein Heavy Rock-Meilenstein wurde 40 Jahre alt. Led Zeppelin auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität

Ihren gigantischen weltweiten Erfolg, den sie durch zahllose Tourneen und die drei vorangegangenen, namenlosen Alben errungen hatten, versuchten Led Zeppelin 1971 in den USA und Europa zu zementieren – immer mit der Befürchtung im Nacken, dass morgen schon wieder alles vorbei sein könnte. Noch ahnten die vier britischen Jungmillionäre nicht, dass das in Headley Grange, London und Los Angeles eingespielte vierte und abermals namenlose Werk ihren kreativen Zenit markieren würde – besser sollten Led Zeppelin in den verbleibenden neun Jahren ihrer Karriere nicht mehr werden. Stilistisch festlegen lassen wollte sich das von Manager Peter Grant mit eiserner Hand geführte Quartett von Anbeginn an nicht: Mögen Blues und Hard Rock bis zur Auflösung 1980 Triebfeder der Gruppe gewesen sein, die musikalische Bandbreite, die Gitarrist Jimmy Page, Sänger Robert Plant, Schlagzeuger John Bonham sowie Bassist, Keyboarder und Arrangeur John Paul Jones an den Tag legten, zeugte von einem erstaunlich breiten künstlerischen Horizont. Led Zeppelin (IV) kanalisierte sämtliche bis dato gemachten Stilsprünge der Band in einer unglaublich kompakten Produktion von Jimmy Page: Manischer Blues-Rock („Black Dog“), ironische Rock’n’Roll-Hommage („Rock And Roll“), entrückter Keltenfolk im Duett mit Fairport-Convention-Sängerin Sandy Denny („Battle Of Evermore“) sowie die achtminütige mehrteilige Suite „Stairway To Heaven“, schon bald die Led-Zep-Hymne schlechthin, werden in der Summe auf Seite eins der LP zum Manifest der Grenzenlosigkeit. In der gleichen hochwertigen Qualität geht es auf der Rückseite weiter: „Misty Mountain Hop“ beschwört kommerziellen Stadionrock, polyrhythmisch lotet „Four Sticks“ die Experimentierfreude aus, „Going To California“ bezaubert mit sphärischem Westcoast-Rock und Memphis Minnies auf mystischen Metal-Blues modifizierte Mississippi-Delta-Ode „When The Levee Breaks“ schlägt mit unbändiger Wucht zu. Das Album wurde mit über 32 Millionen weltweit verkauften Exemplaren ein phänomenaler Erfolg. Dass zum 40. Geburtstag des Meilensteins auf der Neuauflage aber noch nicht einmal ein paar Bonusbeigaben zu finden sind, die zweifellos in den Archiven vor sich hinschimmeln, darf schon als starkes Stück bezeichnet werden.

Roedelius