Lenny Kravitz – Lenny Live DVD/VHS
Kein reiner Konzertfilm, wie der Titel vermuten lässt. Sondern: Lenny im Tourbus. Lenny backstage, Lenny mit cholerischen weiblichen Fans („Lenny….(schluchz)… I love youuuuuu!!“], Lenny beim tete-a-tete mit Tochter Zoey, Lenny bei den Rehearsals mit seiner vierköpfigen Band. Lenny beim Zähneputzen im Bad seines Palastes in Miami. Lenny mit seinem Fitnesspartner, Lenny beim Telefonieren, Lenny, die Dekolletees errötender euopäischer Teenager signierend, dazu endlose Interview-Schnipsel (wobei einem das Gespräch mit Lennys Opa doch allen Ernstes als „Special feature“ verkauft wird): Auch für Lenny Live hat Rolling-Stone-Fotograf Mark Seliger den nasengepiercten 38-jährigen Schlüpferbefeuchter wie schon in seinen Bildbänden ohne jedwede kritische Distanz portraitiert, dabei zumeist belanglosem Footage-Kram eine Haupt- und der Musik lediglich eine Nebenrolle zugestanden – das Resultat verärgert. Denn es ist entweder Lennys Stimme aus dem Off, die die im Sommer letzten Jahres bei zwei Konzerten mitgeschnittenen Songs ein ums andere Mal torpediert, oder aber die Regie würgt sie mittendrin mutwillig ab: Coitus interruptus rockensis allenthalben. Aber dafür ist das minutenlange chaotische Finale von „Are You Gonna Go My Way“ bis zur letzten Sekunde drauf. Fragwürdig auch die „Outtakes“-Section, in der u.a. „Lenny’s biggest fan“ in Gestalt eines dicklichen Bartträgers vorgeführt wird, wie der sich in der ersten Reihe in tranceähnlichen Zuckungen ergeht und sich so ungeahnt zum Affen macht. Auch wenn der Sound der Live-Takes durchweg brillant ist (zumindest an den Backing Vocals wurde allerdings hinterher im Tonstudio garantiert noch mächtig geschraubt) und eine mit vielem Ungemach versöhnende Akustik-Version von „Can’t Get You Off My Mind“ den Abspann begleitet – die 20 Euro, die für diese gut 130 Minuten dauernde DVD im Schnitt verlangt werden, ist sie nie und nimmer wert.
www.lennykravitz.com
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