Linton Kwesi Johnson – Tings An‘ Times

Seit Veröffentlichung seiner letzten Studioproduktion sind inzwischen acht Jahre vergangen und LKJ, der Rate der Dub-Poetry, ließ sie achtlos an sich vorbeiziehen: Raggamuffin und HipHop sucht man in seinem Sound vergeblich. Statt dessen verarbeitete er — wie immer mit der Dub-Band von Dennis Bovell – trickreich und ohne den Reggae zu verwässern Jazz, Latin-Jazz und allerlei romanrisch traditionelle Arrangements mit Violine, Zydeco-Akkordeon und Flöte zu einer Melange, die sich vielleicht Jazzsoca-Reggaedub nennen könnte — womit jedoch alles beim alten geblieben ist. Seine Entwicklung zeigt sich mehr in der Themenauswahl seiner Lyrik, und darin kommen keine Massaker, toten Polizisten und Ganja-Rarties mehr vor. Dem Journalisten und Soziologen liegt vielmehr an einer gescheiten und differenzierten Auseinandersetzung mit der europäischen Realität und den Visionen der britischen Schwarzen. Zum ersten Mal legte sein Label einen Textabdruck bei, der es ermöglicht, seinen Schilderungen in sumpfig nasalen Jamaika-Patois zu folgen, was bei LKJ’s dialektischer Kunstfertigkeit übrigens echtes Vergnügen bereitet.