Louis Tillet – Ego Tripping At The Gates of Hell

Mit brandaktuellen Strömungen und sensationellen Experimenten hat die erste Solo-LP des australischen Sängers und Pianisten wenig zu schaffen. Aber die Platte

swingt. Ohne Drumcomputer, Heavy-Gitarren und sonstige moderne Accessoires gelingt Tillett eine bemerkenswert komponierte LP, gut gemischt aus prägnanten Themen, individuellen Freiheiten und dem durchweg geschmacksicheren Ungestüm der Musiker.

Seite 1 startet mit einem kraftstrotzenden, vom Piano akzentuierten Western-Riff, auf dem sich geschmeidig eine Saxophonlinie schlängelt, bevor Tilletts prägnantes Organ die endgültig Stimmung setzt („Trip To Kalu-Ki-Bar“). Die Arrangements sind klar und von wenigen Schnörkeln verziert, gehen immer auf den Punkt wie das Frage- und Antwortspiel (mit einer gewissen Mary-Ellen) im „Duett In Blue Minor“. Ebenso sicher swingt die Band hinüber auf jazziges Terrain, etwa in der gelungenen Version von Roland Kirks Afrojazz-Klassiker „Voluntary Slavery“. Tilletts Fähigkeit, musikalische Roots in zündende Form zu bringen, wirkt im Vergleich zu den eher rechtschaffenen Bemühungen der internationalen Konkurrenz erfrischend. Eine ähnlich prägnante LP jedenfalls ist ’88 nicht erschienen. (CD simultan mit LP, keine Bonus-Tracks)