Meisterlicher Schnellschuss des schillernden LoFi-Paradiesvogels: Windschiefe Songs im gewohnt bekifften Mid-Tempo.

Keine Frage – dieser Mann hat Humor, hat ein Händchen fürs Schrullige, fürs augenzwinkernde Zitat: Mac DeMarco, der schon seinen frühen, billigst und am laufenden Band produzierten LoFi-Garagenrock unter dem Namen Makeout Videotape mit faszinierend zwingenden Melodien ausstattete und dabei immer wieder auch den Crooner, den King, auf BOSSA YE YE gar einen formidablen Bossa-Nova-Laien gab, ist schon seit längerer Zeit einer der am buntesten schillernden Paradiesvögel, die im Indie-Land herumflattern.

Das zeigt sich allein schon daran: Seit seinem sechzehnten Lebensjahr nimmt der 23-jährige Kanadier seine Stücke stets mit derselben Gitarre auf ein schwer heruntergekommenes 30-US-Dollar-Modell, dessen Saiten ständig reißen, zu dem er aber ein derart inniges Verhältnis aufgebaut hat, dass erst mal keine Alternative infrage kommt. Sein drittes Album unter eigenem Namen nennt Mac DeMarco nun nicht nur ganz wundervoll SALAD DAYS, nein, er zitiert im Titelstück auch gleich „The Letter“ von den Box Tops herbei – nur dass bei DeMarco eben nicht die „lonely days“ vorüber, sind, sondern die Salat-Tage. Innerhalb eines Monats hat DeMarco dieses Album geschrieben, aufgenommen, abgemischt.

Er habe sich in dieser Zeit nicht recht nach Rock’n’Roll gefühlt, sagt er, und so kommt SALAD DAYS fast durchweg in entspanntem Mid-Tempo daher. Manchmal zärtelt DeMarco sogar ein wenig, legt die Ironie beiseite und zeigt sich verletzlich, wenn er mit „Let My Baby Stay“ seine Liebste preist. Ganz ohne Gaudi geht es dann aber doch nicht: „As far as I can tell, she’s happy, living with a monkey“ ist so eine Zeile, für die ihn die Besungene nun noch etwas mehr lieb haben dürfte. Natürlich ist auch SALAD DAYS wieder von dieser herrlich angekifften Nonchalance geprägt, die schon die Vorgänger ROCK AND ROLL NIGHT CLUB und 2 dominierte; alles wirkt leicht windschief, wie mal eben aus dem Ärmel geschüttelt, und trotzdem klug, melodisch und liebevoll zusammengesetzt, etwa wenn DeMarco mit sparsamer Instrumentierung im süßwattierten Soulgewand herumwandelt („Brother“), wenn in „Goodbye Weekend“ die Unterwasser-Gitarren um einen gemütlich groovenden Bass herumdengeln oder er in „Chamber Of Reflection“ die Keyboards und Synthies mit fast schon kakofonischer Cheesyness herumschwurbeln lässt und sich dazu mit einer derartigen Verve ins Falsett wirft, dass man beim Hören schon mal losprustet.

Doch da fährt er die Stimme auch schon wieder in tiefere Lagen herunter und zwinkert einem zu, der Schalk. Klar, dass da dem Humor ebenfalls nahestehende Kollegen  aufmerksam werden: Ende Januar soll DeMarco mit Tyler, The Creator aufgenommen haben. So oder so wird man an dem Spinner nicht mehr vorbeikommen.